Kapazitäten reichen nicht aus
Osterholz-Scharmbeck. Um sich besser zu vernetzen und sich einen Überblick über die psychosozialen Hilfsangebot eim Landkreis zu verschaffen, trafen sich Vertreter:innen verschiedener Sozialverbände in der Mühle von Rönn.
Eingeladen hatte der AWO-Kreisverband Osterholz zum Thema „Austausch über psychosoziale Hilfsangebote im Landkreis Osterholz“. Unter der Moderation von Herbert Behrens und Thorsten Weber (AWO) diskutierten Dörte Janoske (Tagesstätte im Alten Museum), Matthias Ambacher (AWO-Bereichsleitung), Wolfgang Teipel (Vorstand Lebenshilfe Osterholz), Uwe Freye (Stiftung Maribondo), Günter Frankenfeld (VDK) und Ulf Franzke (SoVD) über den Status Quo der angebotenen Hilfen im Landkreis und wie zukünftig eine Vernetzung der in diesem Bereich tätigen Institutionen verbessert werden kann. Ziel sollte ein schneller und vereinfachter Zugang zu entsprechenden Einrichtungen für Menschen mit akuten psychosozialen Krisen sein.
Mangel an Fachärzten
Einig war sich die Gesprächsrunde, dass für die große Anzahl von Hilfesuchenden im Landkreis zu wenige ausgebildete Ärzte vorhanden sind, speziell Mediziner:innen, die eine Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie absolviert haben. Das ambulante Therapieangebot der psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) in der Poststraße richtet sich zwar an erwachsene Menschen, die an schweren psychischen Erkrankungen leiden oder in einer seelischen Notsituation sind, hat aber nur begrenzte Kapazitäten. So wird auf der Webseite der Ambulanz darauf hingewiesen, dass die Warteliste für Neupatienten*innen derzeit geschlossen ist. Ein Angebot für junge Menschen sei im Landkreis so gut wie gar nicht vorhanden.
Kritik an geplanter Gesetzesänderung
In Niedersachsen fehlen insgesamt zu viele Psychiater:innen. Nur diese Arztgruppe darf aber bisher laut Gesetz Menschen, die eine Gefahr für sich oder andere darstellen, vorläufig in einer psychiatrischen Klinik unterbringen. Angesichts des Mangels an solchen Experten will die niedersächsische Landesregierung das Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen für psychisch Kranke ändern. Künftig sollen alle approbierten Ärztinnen und Ärzte ein Zeugnis ausstellen dürfen, das zu einer Einweisung führt. Die Expertenrunde war über diese geplante Gesetzesanpassung wenig erfreut und sieht darin große Gefahren für Patientinnen und Patienten. Einig waren sich die Teilnehmer:innen am Ende des Nachmittags darüber, weitere Gesprächssitzungen durchzuführen und den Kreis der Teilnehmer:innen dabei zu erweitern.