Janine Girth

Kompostwerk an der Autobahn? - ASO und Landkreis planen Leuchtturmprojekt

Werner Schauer, Christof von Schroetter und Michael Zahlten von der JOMA-Umwelt-Beratungsgesellschaft, die Landkreis und ASO bei den Planungen für ein Kompostwerk unterstützt.  Foto: jm

Werner Schauer, Christof von Schroetter und Michael Zahlten von der JOMA-Umwelt-Beratungsgesellschaft, die Landkreis und ASO bei den Planungen für ein Kompostwerk unterstützt. Foto: jm

Landkreis (jm). Im Bioabfall steckt buchstäblich ein Haufen Energie. Bei der einfachen Kompostierung wird diese nicht genutzt - im Gegenteil, sie entweicht sogar in Form von schädlichen Emissionen in die Atmosphäre. Das möchte der Abfallservice Osterholz (ASO) mit einem Leuchtturmprojekt im Landkreis jetzt ändern.
Zur Zeit werden die etwa 12.000 Tonnen Bioabfall, die im Landkreis Osterholz pro Jahr in der braunen Tonne landen, von einem Unternehmen im Landkreis Cuxhaven in einer offenen Miete kompostiert. Dabei bleiben nicht nur energetische Potenziale ungenutzt, es entweichen auch klimaschädliche Gase. Vor dem Hintergrund des Klimawandels sei die offene Kompostierung keine nachhaltige Lösung, erklärt Werner Schauer, Dezernent des Landkreises für die Kreisabfallwirtschaft. „Wir kommen gar nicht umhin, eine neue Lösung zu finden. Die offene Kompostierung wird nicht für immer zulässig sein“, vermutet ASO-Geschäftsfüher Christof von Schroetter außerdem.
Modernes Kompostwerk
Eine Alternative bietet ein modernes Kompostwerk, in dem der Abfall zunächst in geschlossenen Räumen vergärt wird. Das so entstandene Biogas kann auf verschiedene Arten genutzt werden. Die ASO möchte so eine Anlage im Gewerbegebiet an der A27 in Heilshorn/Brundorf bauen. „Die Fläche gegenüber von Faun ist am interessantesten.“ Ein Haken an der Sache offenbarte sich jedoch während der Voruntersuchungen zur Umsetzbarkeit: „Um ein modernes Kompostwerk wirtschaftlich betreiben zu können, werden pro Jahr mindestens 30.000 Tonnen Bioabfall benötigt“, erklärt Christof von Schroetter. Glücklicherweise bekundeten die Stadt und der Landkreis Cuxhaven sowie der Landkreis Verden bereits ernsthaftes Interesse an der neuen Verwertungsmöglichkeit für Biomüll. „Diese Partner haben genug Bioabfall für den Betrieb der Anlage und haben zugesagt, dass sie den nächsten Schritt im Projekt mitgehen“, freut sich von Schroetter.
Aktuell sind noch viele Fragen offen, unter anderem eine geeignete Rechtsform für die kommunale Zusammenarbeit mit den drei Partnern. Kernthema der Projektgruppe ist außerdem die weitere Verwendung des Biogases, das die Anlage produzieren würde. Dieses kann zur Wärme- und Stromerzeugung in einem Blockheizkraftwerk genutzt oder in das Erdgasnetz eingespeist werden. Genügend Abnehmer fänden sich im Gewerbegebiet.
Herstellung von Wasserstoff
Viel interessanter finden ASO und Landkreis allerdings eine dritte Möglichkeit: die Herstellung von Wasserstoff aus dem Bioabfall. Der könnte wiederum in Brennstoffzellen als Treibstoff für Fahrzeuge dienen. Als potenzieller Abnehmer tritt Faun auf den Plan. Das Unternehmen möchte die Brennstoffzellentechnik demnächst in seinen Müllfahrzeugen verbauen. „In einem Kreislauf fahren die Fahrzeuge dann mit dem, was sie vorher eingesammelt haben“, fasst Christof von Schroetter zusammen.
„Es ist noch nichts spruchreif aber wir wollten die Bevölkerung frühzeitig informieren“, sagt Werner Schauer.
Müll trennen!
Die nächste Projektphase, in der unter anderem die Möglichkeit der Wasserstoff-Gewinnung geprüft werde, wird nun eingeleitet. Im Sommer nächsten Jahres soll entschieden werden, ob tatsächlich ein Kompostwerk im Landkreis gebaut wird. Höhere Gebühren hätten die Kunden des Abfallservice nicht zu befürchten, beteuern Schauer und von Schroetter. „So eine Anlage macht ökologisch Sinn und hoffentlich auch ökonomisch.“ Nur eine kleine Offensive der Öffentlichkeitsarbeit in Sachen Biotonne käme auf die Bürger zu: „Wenn das Projekt tatsächlich kommt, müssen wir auch nochmal ein bisschen Werbung machen und sagen: ‚Leute, trennt ordentlich!‘“, so von Schroetter.


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