Mähtod verhindern
Derzeit werden vielerorts Wiesen und Weiden gemäht - leider oftmals, ohne den Tieren eine Chance zu geben, ein anderes Versteck aufzusuchen. Und in vielen Fällen ist der Wildtier-Nachwuchs noch nicht einmal groß genug, um eigenständig zu fliehen. Junge Hasen und Rehe ducken sich bei Gefahr und kauern regungslos am Boden, was ihnen beim Mähen zum Verhängnis wird.
Eigentlich gehörte es sich, dass Felder vor der Mahd abgelaufen oder Drohnen übers Feld geflogen werden, um vor allem Rehkitze davor zu bewahren, grausam vom Mähdrescher zerstückelt zu werden. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat dazu seine Förderung von Drohnen mit Wärmebildkameras zur Rehkitzrettung neu aufgelegt. Um den Einsatz dieser Technik und dadurch auch den Tierschutz auf der Wiese und im Stall voranzutreiben, hat das BMEL eine Förderung in Höhe von insgesamt drei Millionen Euro für das Jahr 2022 auf den Weg gebracht.
Doch trotz Förderung und aller Appelle und der Möglichkeit, Jäger zu bitten, die Felder vor der Mahd abzusuchen, fallen immer wieder Rehkitze und andere Wildtiere dem Mähtod zum Opfer. In den letzten Jahren seien es deutschlandweit es sogar um die 500.000 Wildtiere gewesen, darunter circa 100.000 Rehkitze, so Brigitte Wohner-Mäurer, Vorsitzende des Bremer Tierschutzvereins. „Ein 10 ha großes Grundstück am Tag vorher einfach nur mit zwei Hunden kurz abzulaufen, reicht nun mal nicht. Es gibt eine Vielzahl von Vorsorgemaßnahmen. Zudem gibt es mehrere Rehkitzrettungen, die morgens vor dem Mähen die Felder sorgfältig absuchen und die Rehkitze in Sicherheit bringen“, so Frau Wohner-Mäurer. Auch in diesem Jahr hat es bereits mehrere Vorfälle mit Kitzen gegeben, die von den Mähmaschinen zerstückelt wurden, da die Felder vorher nicht abgesucht worden waren. Z. B. in Schwanewede. Von dem Vorfall berichtete eine erschütterte Leserin, die ein elendig verendetes Rehkitz gefunden habe. Die Leserin habe daraufhin Anzeige erstattet. Auch der Tierschutzverein fordert Strafen für solch unachtsames Vorgehen. Er geht aber noch einen Schritt weiter und fordert, Landwirtinnen gesetzlich zu verpflichten, 24 Stunden vor der Mahd den Jagdpächter zu informieren. Außerdem sollten sie dazu verpflichtet werden, immer von innen nach außen zu mähen - so haben Wildtiere viel bessere Fluchtmöglichkeiten.
Erst ab August mähen
Die Maschinen zerstören aber auch Nester und Gelege von Vögeln, die auf Wiesen brüten. Viele dieser Vögel stehen auf der
Roten Liste der bedrohten Arten, beispielsweise Kiebitz, Feldlerche, Bekassine und Wachtelkönig. Tier- und Umweltschützer:innen plädieren daher dafür, erst ab August zu mähen, da die vor allem die Rehkitze erst dann einen eigenen Fluchtinstinkt entwickelt haben. Wer trotzdem mähen will, solle unbedingt entsprechende Vorsichtsmaßnahmen treffen.
Auch Hundehalter:innen in die Pflicht nehmen
Für die Hunde gilt nun auch wieder außerhalb des bebauten Stadtgebietes - Leinen los, um ihren Bewegungsdrang auszuleben. „Freilauf ohne Leine ist eine
wichtige Voraussetzung für die artgerechte Haltung und sozialverträgliche Erziehung von Hunden“, so Wohner-Mäurer. „Wir bitten trotzdem alle Hundebesitzer, auf ihre Vierbeiner zu achten, wenn sie in Gebieten unterwegs sind, in denen Wildtiere mit ihrem Nachwuchs leben. Hunde mit ausgeprägtem Jagdtrieb könnten die Tiere aufspüren und sie in Panik versetzen. Dies kann sowohl für die Wildtiere wie auch für die Hunde gefährlich werden“. Entsprechend fordert der Tierschutzverein den Ausbau von Freilaufflächen.