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Mahnmal am Rathaus: Worpsweder Künstler stellt hölzerne Panzersperre auf

Osterholz-Scharmbeck (alvo). Vor dem Rathaus macht eine Installation des Worpsweder Künstler Gerhard Hinz auf die Gewalt in der Ukraine aufmerksam.
Eine hölzerne Panzersperre in den Nationalfarben der Ukraine wurde als Mahnmal vor dem Rathaus aufgestellt. Foto: alvo

Eine hölzerne Panzersperre in den Nationalfarben der Ukraine wurde als Mahnmal vor dem Rathaus aufgestellt. Foto: alvo

Ihre antiken Versionen waren schon den römischen Legionären ein Dorn im Fuße, später brachten sie die Pferde der schweren Kavallerie zu Fall und die modernen Typen der im Laufe von Jahrhunderten elementar weiterentwickelten und vergrößerten Krähenfüße - später als Spanische Reiter, Panzerigel oder auch Stahlspinne bekannt - werden inzwischen weltweit und ganz aktuell in der Ukraine eingesetzt, um den Vorstoß feindlicher Gefechtsfahrzeuge zu verhindern oder zu verlangsamen.
Der Worpsweder Künstler und Bildhauer Gerhard Hinz hat nun nach dem Vorbild solcher Panzersperren eine hölzerne Skulptur in den ukrainischen Nationalfarben gefertigt und der Stadt Osterholz-Scharmbeck als Symbol für die Abwehr psychischer und physischer Gewalt sowie den Freiheitswillen des ukrainischen Volkes und die Solidarität vieler Menschen übergeben.
 
„Mahnmal im wahrsten Sinne“
 
Brigitte Neuner-Krämer, stellvertretende Bürgermeisterin, bedankte sich für die Überlassung des Mahnmals und sagte: „Als öffentlicher und repräsentativer Ort bietet das Rathaus eine ideale Positionierung für dieses Symbol des Freiheitskampfes und ersehnten Friedens der ukrainischen Staatsbürger:innen. Es bleibt nur zu hoffen, dass der Krieg möglichst bald endet und es wieder abgebaut werden kann.“ Den Vorschlag , dass die Skulptur ja angesichts von rund 20 weiteren bewaffneten Konflikten in der Welt auch jeweils farblich umgearbeitet und als Erinnerung daran stehen bleiben könnte, wolle sie gerne überdenken und aufgreifen. Allerdings dürfte es sich dann leider wohl um eine Daueraufstellung handeln.
Der mutige und wegweisende Beschluss, diese auffällige und sicherlich auch manchen provozierende Installation im Eingangsbereich des Hohen Hauses der Stadt vorzunehmen, war übrigens nahezu einstimmig. Nein-Stimmen gab es von der Linken: „Wir haben gegen die Aufstellung gestimmt, weil eine Panzersperre für uns kein Friedenssymbol darstellt“, erklärt Herbert Behrens.
Der Künstler Gerhard Hinz lobte dankbar das couragierte Engagement und auffällige Bekenntnis der Stadtverwaltung und gab zu bedenken, dass die Ukraine zwar in sämtlichen Medien extrem präsent sei, im öffentlichen Raum aber kaum Berücksichtigung finde. Umso bemerkenswerter und förderlicher sei daher die Entscheidung, an dieser prominenten Stelle ein für alle sichtbares Zeichen zu setze: „Die Skulptur soll Denkmal im wahrsten Sinne des Wortes, Mahnmal, Fühl-Mit-Mal, Engagier‘-Dich-Mal, Überleg‘-Mal wie gut es Dir geht sowie Gedenk-Anstoß sein und alle Betrachter:innen zum Über, Nach-und Mitdenken animieren.“
 
Besucher:innen begrüßen Aufstellung
 
Direkt nach der offiziellen Einweihung kam es schon zu ersten Besucher:innenkontakten. Mark Hölzel: „Eine farbige Panzersperre als Mahnmal ist natürlich schon auffällig und der Krieg in der Ukraine kann nicht nur mit Worten beendet werden, jede Unterstützung und Solidaritätsbekundung praktischer Art ist also besonders hilfreich. Allerdings darf man darüber natürlich nicht die zahlreichen anderen Kriege und Katastrophen in der Welt vergessen.“ Andrea Gerken äußerte sich ebenfalls positiv zur Aktion, obwohl sie zunächst die Skulptur nicht als Panzersperre interpretieren konnte: „Auch ohne solche Symbole habe ich täglich Angst vor Krieg und fühle mit der ukrainischen Bevölkerung. Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum man nicht miteinander redet, statt aufeinander zu schießen. Insofern ist hier am Rathaus ein deutliches, wichtiges Signal gesetzt worden.“ Ach wie schön wäre es doch, wenn viele hölzerne Panzersperren erreichten, was die metallenen Originale so nicht schaffen: Der stählerne Kampfwagen bleibt stehen, weil der Panzerfahrer es so will.


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