Myriam Holme - weilende zustossnisse
Worpswede (eb). Im Rahmen der 2019 neu aufgelegten Ausstellungsreihe „Worpsweder Rotunde“ ist seit März dieses Jahres die raumgreifende Malerei-Installation weilende zustossnisse der Mannheimer Künstlerin Myriam Holme zu sehen. Große Kunstschau Worpwede Am Freitag, 31. Juli, 18 Uhr, findet ein Gespräch zwischen Myriam Holme und Jörg van den Berg statt. Die Veranstaltung dauert circa 90 Minuten. Der Eintritt kostet regulär 5 Euro und ermäßigt 2 Euro. Inhaber einer Jahreskarte haben freien Eintritt. Die Teilnehmerzahl ist auf 34 Personen begrenzt. Telefonische Anmeldung erforderlich unter 04792/1302 (Museumskasse). Covid-19-bedingte Einschränkung: Teilnahme nur mit Mund-/Nasenschutz auf den Zu- und Abwegen zu den Sitzplätzen. Leider muss auf eine Versorgung mit Speisen und Getränken verzichten werden. Holme steht für eine der aufregendsten Positionen in der aktuellen Malerei - zumindest in Deutschland. Ihre zugleich opulente wie zärtliche Intervention eröffnet in der von Bernhard Hoetger in den 1920er Jahren gebauten Rotunde einen unvordenklichen Erfahrungsraum für die Besucher. Dabei wird nicht nur die Hoetgersche Bauskulptur in ihrer so einmaligen wie zeitlosen Präsenz erlebbar, es werden auch intensive Gespräche mit ausgesuchten Werken von Richard Oelze, Willy Dammasch, Willi Meyer-Osburg und Heinrich Vogeler aus der museumseigenen Sammlung aufgenommen. Malerei, Skulptur und Architektur verdichten sich für die Besucher zu einem Gesamtkunstwerk. Grenzen überschreiten Myriam Holme überschreitet in ihrer künstlerischen Arbeit Grenzen, lässt nicht nur die klassischen Malmaterialien hinter sich, indem sie mit Beizen, Blattgold und anderen alchimistisch anmutenden Farbmaterialien arbeitet, sie verlässt auch das klassische Trägermaterial und malt häufig nicht auf Leinwand, sondern auf Aluminiumplatten. Und auch die tradierte Grenze eines Rahmens lässt sie weit hinter sich, greift mit geknickten, geknautschten, gefalteten Platten, mit Folien und mit Glasblöcken radikal in den Raum ein. Ihre konsequent gegenstandsfreie Malerei wird so zu einem physischen und sinnlichen Totalereignis. Holmes überschwängliche, zugleich aber auch zarte Geste verbindet sich mit der expressiven Dynamik der Hoetgerschen Bauskulptur und mit Bildern aus drei Generationen Worpsweder Kunstgeschichte. weilende zustossnisse Holmes weilende zustossnisse führen in der Worpsweder Rotunde die Künste zu einer Einheit zusammen wie wir es eigentlich nur aus dem Barock kennen. Mit den Worten Gilles Deleuzes möchte man sagen, dass hier »jede Kunst dahin tendiert sich in der folgenden, sie entgrenzenden Kunst zu verlängern«. Malerei wird zu Skulptur, Skulptur zu Architektur, Architektur zu Skulptur und Malerei. Holme macht die Rotunde zu einem Universaltheater, in das die Besucher eintreten und wie die Kunstwerke zu handelnden Akteuren auf einer Bühne werden. Bereits zum dritten Mal - nach den Installationen von Tilo Schulz (2018) und Andrea Wolfensberger (2019) - wird die Worpsweder Rotunde zu einem Ort, an dem alte und neue Kunst in ein intensives Gespräch treten und neue Perspektiven eröffnen. Jenseits jeder rückwärtsgewandten Beharrungssehnsucht kann hier die Worpsweder Kunst ihr Potenzial für einen aktuellen, in die Zukunft gerichteten Diskurs erproben.