Welpen beim Garlstedter Wolfsrudel
Bereits im Mai wurde auf dem Foto einer Wildkamera ein weiblicher Wolf mit einer deutlichen Milchleiste abgelichtet – ein Beweis für Nachwuchs. Im niedersächsischen Wolfsmonitoring wurde der Status für die Garlstedter Wölfe daher wieder von Wolfspaar auf Wolfsrudel hochgestuft.
Nachdem sich bereits im Frühjahr 2017 ein festes Wolfspaar im Waldgebiet zwischen Garlstedt, Heilshorn, Schwanewede und Meyenburg eingefunden hatte und mehrfach gesichtet wurde, konnte damals im Rahmen des niedersächsischen Wolfsmonitorings das Vorkommen von insgesamt vier Welpen bestätigt werden. Im Juli 2020 wurden nun insgesamt sieben Welpen nachgewiesen, wobei ein Welpe wahrscheinlich unter natürlichen Umständen verendet ist.
Das nun nachgewiesene Rudel mit noch sechs Welpen beansprucht einen Lebensraum von mindestens 150 bis 250 Quadratkilometern, hat sein „Zuhause“ aber wohl im Waldgebiet Schmidts Kiefern und Heidhof. Die sieben Wolfswelpen wurden Anfang Mai in einem selbst gegrabenen Bau blind und taub geboren und etwa sechs bis acht Wochen lang gesäugt. Bereits im Alter von rund drei Wochen haben sie dann zum ersten Mal den Bau verlassen. Danach begann eine circa achtwöchige Sozialisierungsphase. Inzwischen erkunden die Welpen gemeinsam mit den Elterntieren das Waldgebiet und wurden schon mehrfach beobachtet. Das Rudel besteht lediglich aus einer Wolfsfamilie und umfasst das Elternpaar, eventuell ein im Vorjahr geborenes Jungtier, sogenannter Jährling, sowie die sechs verbliebenen, in diesem Jahr geborenen Welpen.
Die für die Landkreise zuständigen Wolfsberater dokumentieren die Wolfshinweise in ihrem Bereich. Insgesamt wurden in 2020 aus dem Landkreis Osterholz bereits 56 sichere Nachweise beim Wolfsmonitoring in Hannover erfasst. Hinzu kommen weitere 25 Meldungen, bei denen ein Wolfsvorkommen wahrscheinlich ist.
„Bei einem Waldspaziergang kann es eventuell unverhofft zu einem Zusammentreffen mit den Welpen kommen, denn diese sind neugierig und kennen den Menschen noch nicht. Unter Umständen nähern sich diese Wolfswelpen sogar aus reiner Neugier. Man sollte sich dann vorsichtig zurückziehen“, erklärt der Wolfberater Heiko Ehing. Wolfswelpen seien bereits mit 6 Monaten körperlich ausgewachsen, vom Wesen her aber nach wie vor Welpe – somit überwiegt oft die Neugier vor der Scheu. „Aber wir sprechen nun einmal von sehr großen Raubtieren, denen man unbedingt mit dem notwendigen Respekt begegnen muss. Laut rufen, sich etwa mittels einer geschwenkten Jacke größer machen und selbstbewusst, aber langsam, den Rückzug antreten, ist daher anzuraten, wenn man einem oder mehreren Wölfen plötzlich zu nahe gegenübersteht“, empfiehlt Ehing. Er hat daher einige Verhaltenstipps zusammengefasst. Auch Weidetierhalter müssen sich weiterhin darauf einstellen, ihre Tiere vor dem Wolf zu schützen. „Im Landkreis Osterholz gab es in diesem Jahr bisher fünf Vorfälle, bei denen ein Wolfsriss möglich erschien. In einem Fall lag eine Falschmeldung vor, in einem weiteren Fall konnte der Wolf nicht als Verursacher nachgewiesen werden, und in drei Fällen läuft die Untersuchung noch“, so Ehing weiter. Der Wolfberater für den Landkreis Osterholz Heiko Ehing steht bei Fragen von Spaziergängern oder Weidetierhaltern gerne unter Telefonnummer 04795 956400 zur Verfügung. Hier können auch mögliche Wolfssichtungen (am besten mit einem entsprechenden Foto) gemeldet werden.
Verhaltenstipps vom Experten
Beobachten Sie den Wolf und halten Sie – wie zu anderen Wildtieren – respektvollen Abstand. Fühlen Sie sich unwohl, ziehen Sie sich langsam mit Blickrichtung zum Tier zurück. Rennen Sie – wie auch bei Begegnungen mit unbekannten Hunden – nicht weg, das könnte den Jagdreflex auslösen.
Wenn das Tier Sie bemerkt, wird es sich in der Regel zurückziehen, geben Sie ihm Zeit und Raum dazu. Der Rückzug erfolgt meist nicht in panischer Flucht. Der Wolf entfernt sich zum Beispiel durch langsames Davontraben und dreht sich eventuell auch mehrfach um. Wenn es die Situation zulässt, machen Sie Fotos. Verfolgen Sie das Tier aber nicht.
Fahrradfahrer und Reiter
Es gelten die allgemeinen Regeln: Ruhe bewahren und abwarten, bis sich der Wolf zurückzieht. Für den eigenen Rückzug empfiehlt es sich, den Wolf im Blick zu behalten, ein Fahrrad eventuell zu schieben und Pferde zu führen, falls sie nervös sind.
Autofahrer
Autos oder andere Fahrzeuge werden von Wölfen und anderen Wildtieren meist nicht als bedrohlich empfunden, daher zeigen sie meist keine Scheu. Wenn man also im Auto sitzt und in die Hände klatscht, reagiert der Wolf gegebenenfalls nicht.
Niemals füttern
Locken Sie den Wolf nicht an, er könnte seine Vorsicht verlieren. Wer Wölfe füttert, gewöhnt die Tiere an die bequeme Nahrungsquelle. Dann können sie aufdringlich und eventuell gefährlich werden. Daher: Wölfe niemals füttern!
Junge Wölfe sind häufig neugieriger als ausgewachsene Wölfe. Folgt Ihnen ein Tier wider Erwarten, halten Sie an. Treten Sie möglichst selbstsicher auf. Gehen Sie eher auf das Tier zu als von ihm weg. Machen Sie Lärm und versuchen Sie, das Tier einzuschüchtern, indem Sie sich zum Beispiel groß machen, Arme und Kleidungsstücke schwenken, es anschreien oder auch mit Gegenständen bewerfen.
Sind Sie mit einem Hund unterwegs, lassen Sie ihn zu seinem eigenen Schutz nicht von der Leine, sondern behalten Sie ihn nahe bei sich. Ein unbeaufsichtigter Hund läuft Gefahr, von Wölfen als „fremder Wolf“ angegriffen zu werden, der in ihr Revier eindringen will.