Ulla Ingenhoven

„Wir haben nur eine Erde“ - Rund 700 Menschen gingen für besseren Klimaschutz auf die Straße

Worpswede. Weltweit gingen am Freitag vergangener Woche Menschen auf die Straße, um für eine bessere Klimapolitik zu demonstrieren. In Worpswede mögen es wohl geschätzte 700 Demonstranten gewesen sein, die sich über die Osterweder Straße bis hin zum Alten Rathaus in der Bergstraße in einem langen Zug bewegten. Mit so vielen Leuten hatte Mitorganisator Jochen Semken nicht gerechnet. „Das ist eine gute Leistung.“
Etwa 700 Demonstranten gingen in Worpswede auf die Straße, um für besseren Klimaschutz zu demonstrieren. Foto: ui

Etwa 700 Demonstranten gingen in Worpswede auf die Straße, um für besseren Klimaschutz zu demonstrieren. Foto: ui

Autofahrer mussten sich in Geduld üben, denn zwischendurch machte der Trecker, der vorweg fuhr, immer wieder Halt, weil vom Anhänger aus Experten kurze Beiträge zu den Themen Energie, Verpackungsmüll, Landwirtschaft, Verkehr und Moor vortrugen. Mit Trommeln, Pfeifen, Tuten und viel Applaus stimmten die Demonstranten den Ausführungen zu. So wurde der umgehende Ausstieg aus der Braunkohleverstromung gefordert und dafür plädiert, in intelligente Speichertechnologien zu investieren. Mikroplastik war ein Thema, „das könnte das zweite Asbest sein“, sagte Eva Bunn von der UWG. Und weiter: „Wir leben auf Kosten unserer Enkel.“ Jetzt müsse man beginnen, etwas zu tun, „wir haben nur eine Erde“.
Das stand auch auf einem der vielen Plakate. „Wir sind verantwortlich für das, was wir tun“, hieß es an anderer Stelle. Ein Teilnehmer bekannte: „Ich habe Schuld, ändere es aber … versuche es, versprochen.“ Die sechsjährige Charlotte war das erste Mal auf einer Demo. Sie hielt ihr Bild hoch, auf dem die Erde, die Sonne und Fische zu sehen waren. Sie möchte, dass die Welt schöner wird. Schon am Morgen war sie mit ihrer Klasse unterwegs, um Müll zu sammeln. Überhaupt waren viele Kinder mit dabei. Hier und da war ihr Kampflied: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“ zu hören.
In einem weiteren Beitrag wurden die Landwirte aufgefordert, sich kritisch ihrer Abhängigkeit von Industrie und Politik zu stellen. „Wir erwarten, dass sie die Auswirkungen der intensiven Landwirtschaft auf das Klima nicht mehr leugnen.“ Dr. Dieter Viefhues von den Grünen ging auf die Verkehrssituation in Worpswede ein. Er kritisierte, dass sich Autoschlangen durch den Erholungsort Worpswede schlängelten, die Luft schlecht und das Radfahren gefährlich sei. „Wir brauchen Fußgängerübergänge und Tempo 30 im Kernbereich Worpswede“, rief er unter großem Beifall in die Menge.
Dr. Hans-Gerhard Kulp erzählte, wie wichtig Torf als CO2-Speicher und wie schädlich intensive Landwirtschaft auf Moor ist, weil diese das Moor entwässere. „Die Moore müssen wiedervernässt werden und wieder wachsen. Nur ein nasses Moor ist ein gutes Moor, für den Naturschutz und für den Klimaschutz.“
„Wir haben ein Zeichen gesetzt“, rief Jochen Semken am Ende der Demo auf dem Platz vor dem Alten Rathaus. Seine Freude über die gute Resonanz teilte er mit Frederik Burdorf, der am Vormittag die Demo in Osterholz-Scharmbeck leitete und an der Abschlussveranstaltung in Worpswede teilnahm. „Klimaschutz geht uns alle an“, sagte er. „Vieles ist noch ausbaufähig.“


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