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Worpsweder Kunsthalle wächst

Worpswede (alvo). Das Museum bekommt ein neues Depot und eine Freifläche.

Die Bauarbeiten zur Erweiterung der Worpsweder Kunsthalle laufen. Foto: eb

Die Bauarbeiten zur Erweiterung der Worpsweder Kunsthalle laufen. Foto: eb

Die Fassade der Worpsweder Kunsthalle wurde neu gestaltet. Aktuell wird das Gebäude um ein Depot erweitert und es soll eine Freifläche für Ausstellungen entstehen.

„Will man sehr feine Dinge sichtbar machen, so muss man sie einfärben“, wusste schon Joseph Joubert 1796. Goethe hatte sie zwar nicht in seiner Farbenlehre, die alten Griechen bezeichneten sie recht unentschlossen mit dem Wort „khloron“, also Grün oder Gelb. Auch heutzutage fällt es nicht leicht, die in der Worpsweder Kunst- und Tourismusszene typische verwendete Farbe „Grel(l)b“ in der RAL Farbenskala überhaupt einzuordnen.

 

Neue Farbe soll Gäste anlocken

 

Jedenfalls haben sich Sonja Toeppe und Christoph Bayer, Geschäftsführende der Worpsweder Kunsthalle und Kunststiftung Friedrich III Netzel, nach eingehender Beratung dazu entschieden, diese auffällige Farbe mit hohem regionalem Wiedererkennungswert für die durchgehende Markierung des umlaufenden Gebäudesockels zu verwenden, um die Augen der Besucher:innen und damit hoffentlich auch ihre Schritte zum Eingang eines der traditionsreichsten Museen mit der wohl umfangreichsten und meistbedeutenden kunstgeschichtlichen Überblicksammlung des Künstlerdorfs zu lenken.

Das Ziel schien sogar mehr als erreicht, als sich vor dem Eingang eine große bunte Traube Jugendlicher drängte. Lehrer Axel Vogt konnte aufklären: „ Wir sind von der IGS Oyten mit insgesamt fünf Klassen hier. die nacheinander die Kunsthalle besuchen werden. Die Gestaltung der Fassade vermittelt schonmal einen frischen und einladenden Eindruck, nun sind wir alle gespannt, was uns drinnen erwartet .“ Toeppe sagte dazu: „Die optische Neugestaltung der Fassade war in der Tat längst überfällig und dringend notwendig. Das Gebäude gibt es seit 64 Jahren. 2012 erfolgte zwar im Rahmen des Masterplans Worpswede eine bauliche Aufwertung und Modernisierung. aber irgendwie fristete es mit seiner unauffälligen Frontseite zunehmend ein Dasein als graue Maus.“

 

„Heute werden die Menschen aufmerksam“

 

Doch die publikumswirksame Grel(l)b-Offensive stellt nicht die einzige Attraktivitätssteigerung dar: Der grundgereinigte große Schriftzug über dem Eingang und die beiden polierten Treppenhandläufe sehen nun aus wie neu. Übersichtliche Informationstafeln, neben dem Eingang auf das blitzsaubere Glas geklebte austauschbare weiße Satzreihen, welche jeweils auf die aktuelle Ausstellung wie auch die sehr besucherfreundlichen Öffnungszeiten hinweisen, sorgen ebenfalls für den entsprechenden Pep.

“Damit sind die Zeiten vorbei, als viele einfach so vorbeigingen. Heute werden die Menschen aufmerksam und es ist schwer geworden, uns zu übersehen“, sagen Bayer und Toeppe. Das würde Buchbindermeister Friedrich I Netzel sicher gerne hören, hatte er doch den jungen Künstlerinnen, die ab 1889 das idyllische Bauerndorf im Moor als Lebens-und Schaffensmittelpunkt für sich entdeckten, sein Ladengeschäft mit angrenzenden Räumen als Ausstellungs- und Verkaufsfläche zur Verfügung gestellt und als Dank vermutlich statt des knappen Geldes die ersten Kunstwerke als Grundstock für die spätere Sammlung erhalten. Sein Sohn, Friedrich II, baute dann 1919 im Ortszentrum an der Bergstraße 17 ein eigenes Haus als Galerie sowie Kunsthandlung und verschaffte somit sowohl seiner Familie als auch dem Œuvre der zeitgenössischen Künstler:innen eine feste Heimat.

 

Bauarbeiten zur Erweiterung laufen

 

Nun soll diese insgesamt über ein Jahrhundert alte und traditionsreiche Patchworkarchitektur noch um ein weiteres Füllstück ergänzt werden. Bayer: “Im hinteren Bereich der Gebäude wird gerade mit Unterstützung des Landes und Bundes sowie der Stiftung Worpswede ein 80 Quadratmeter großes Depot eingerichtet, um nicht mehr bzw. noch nicht ausgestellte Werke korrekt einlagern zu können. Die Häuserwand links des Museumseingangs soll als Fläche für Orts-und Museumswerbung dienen, diese Plakat- oder vielleicht ja auch Multimedia-Wand - mündet dann in eine Freifläche, auf der unter dem Arbeitsbegriff ‚Open Space‘ Aus- und Vorstellungen jeglicher Art und Couleur vorstellbar sind“ So wandelt sich im optischen Sinne die graue Maus ganz offensichtlich zu einem ansehnlichen bunten Pfau. Ein ergänzender Hinweis zum procedere: Es wurde bereits mehrfach über eine finanzielle Schieflage der Netzel-Stiftung berichtet, sollte diese tatsächlich einmal ihren Dienst einstellen, ist die bereits unterstützende Stiftung Worpswede als Nachfolgerin vorgesehen.


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