Ralf G. Poppe

Comic-Ikone und Bölkstoff-Experte

Spontanes und komplett unvorbereitetes Interview mit Werner-Schöpfer Rötger "Brösel" Feldmann an seinem 75. Geburtstag.

Tagsüber gezeichnets, abends dann saß Brösel an seinem 75. am 17. März mit Freunden am Kamin, hörte Fleedwood Mac und schüttete Rum pur in sich rein.

Tagsüber gezeichnets, abends dann saß Brösel an seinem 75. am 17. März mit Freunden am Kamin, hörte Fleedwood Mac und schüttete Rum pur in sich rein.

Bild: Petra Feldman

Bremervörde/Sören. Ralf G. Poppe wollte eigentlich nur einen Termin ausmachen. Doch als er Rötger „Brösel“ Feldmann, den legendären Schöpfer von Werner, an seinem 75. Geburtstag auf gut Glück anrief, ging der einfach ran. Keine Lust auf Terminplanung, lieber gleich loslegen. Und so entstand dieses spontane Interview.

 

Erstmal herzlichen Glückwunsch.

Jo, danke.

Und da wir schon beim Älterwerden sind: Heute werden Serien und Figuren gerne danach befragt, ob sie gut gealtert sind. Wie ist das bei Werner?

Eine Comicfigur altert eigentlich nicht. Die macht ihr Ding weiter. Mickey Mouse und Donald Duck müssen ja auch schon 130 Jahre alt sein… Manchmal sind solche Fragen ein bisschen komisch. Was soll man darauf antworten? (lacht)

Kommen wir zu neuen Arbeiten. „Werner - Brösel wird 75“, ein kostenloses Jubiläumsheft, das Bölkstoff-Bierkisten beigelegt wird. Worum geht‘s?

Das ist ein Geschenk an meine Fans. Es ist eine 40-seitige Broschüre, in der wir mein ganzes Leben ein wenig aufgezeichnet haben. Von der Geburt bis heute. Da sind auch ein paar neue Sachen drin, die noch nicht veröffentlicht waren. Neue Geschichten, wo Werner sich zum Beispiel mit der KI auseinandersetzt. Das wird später, im vierzehnten Werner-Band, auch auftauchen. Die Broschüre haben wir 3.000 Bölkstoff-Kisten beigelegt. Die anderen 7.000 Exemplare sind in der Auslieferung, in Comic-Läden verteilt. Da kann sich jeder, wenn er schnell genug ist, ein Heft ergattern. Wenn sich nicht die Typen in den Läden die Dinger vorher rausgrapschen. Man weiß ja nicht, was es alles so an Bagaluten gibt.

Wird es eine neue Aktionen geben, wie z.B. das Porsche-Motorrad-Rennen?

Das muss man ja nun nicht zum x-ten Mal abfeiern! Dass haben wir hinter uns gelassen. Wenn man 75 Jahre alt ist, dann hat man gar keinen Bock mehr darauf, sich auf so einen Bock zu setzen. Das letzte Rennen war 2018. Und da habe ich es ja nu endlich mal geschafft zu gewinnen, und damit ist die Sache durch.

Wenn man Rentner ist, braucht man ja quasi nicht mehr zu arbeiten. Wie sieht das bei dir aus?

Ich bin jetzt gerade dabei, meinen zwölften Werner-Band zu restaurieren. Wir haben nun alle Bände in unseren Bröseline-Verlag, den ich mit meiner Frau gemeinsam betreibe. Dadurch können wir endlich mal stressfrei gute Arbeit abliefern. Nicht immer so´n Schluderkram wie früher. Die zwölf Bände, die wir jetzt neu herausbringen, habe ich alle runderneuert. Verbessert. Schöner und bunter gemacht. Die Qualität ist wesentlich besser. Wir lassen in Deutschland drucken. Band zwölf, „Freie Bahn mit Marzipan“, wird gerade ergänzt. Da werden 40 Seiten mehr drin sein. Das Buch hat jetzt statt 120 160 Seiten Umfang. Die Geschichte ist erneuert, erweitert worden, und ein bisschen dem heutigen Zeitgeist angepasst.

Also marginal umgeschrieben?

Ja. Und da passiert richtig was. Polizei, Minister. Polizeipräsident. Und was weiß ich nicht alles. Da ist Korruption im Spiel, und Werner löst das alles ein bisschen auf.

Apropos Politik: In einem Comic fand man eine „Kotzanleitung“ mit einem Bild von Gerhard Stoltenberg, dem Ministerpräsident von Schleswig-Holstein.

(lacht) Was war das denn? Das weiß ich gar nicht mehr.

In einem der ersten vier Bände hängt das als Bild an einer Wand. Das steht „Stolti“ drauf, und „Kotzanleitung“ darunter.

Ach so, das ist nebenbei, ganz klein im Hintergrund. Die Details in den Bildern nehmen bei mir immer mehr zu. Jetzt, wo ich hier am Computer sitze, kann man bis in kleinste Detail Sachen ergänzen und reinmachen.

Apropos reinmachen. Ein vergrößertes Bild der „Reinmachfrau“ hing in meiner ersten Jugendwohnung über dem WC.

(lacht) Reinmachfrau gesucht, Blitzableiter gesucht, Reinschiffer… das sind alles Jobs.

Hat sich dein Humor im Laufe der Zeit geändert?

Ja, klar. Durch den ganzen Quatsch ist man jung geblieben. Die neue Geschichte, in der Werner sich mit der KI auseinandersetzt, ist eine derbe Geschichte. Da werden Smombies schön auf die Schippe genommen.

Wenn Werner nicht älter wird, aber die KI ganz neu ist… wie bekommt man das zusammen?

Ja, das musst Du lesen (lacht). Am Telefon irgendwelche Bilder erklären, das funktioniert nicht.

Ist Werner noch gedruckt zuhause?

Wenn online, dann als E-Book, oder so. Ich bin gerade dabei, die ganzen alten Sachen zu digitalisieren. Die ganzen Druckvorlagen sind alle per Insolvenz verschwunden, oder verschleppt, oder was weiß ich. Alles digitalisiert und neu aufgelegt nun, damit es alle Bände weiterhin gibt. Die alten Bände bleiben (auch im Nachdruck) so, wie sie waren - schwarz-weiß. Wenn ich später Sammelbände mache, z.B. ein Buch nur über Meister Röhrich, da wird das dann wahrscheinlich in Farbe erscheinen.

Was ist denn aus den Personen geworden, die Vorbild für deine Figuren waren? Meister Röhrich zum Beispiel?

Meister Röhrich ist ja eigentlich ein Mensch, bei dem mein Bruder mal gelernt hat. Der hieß aber Meister Schurich damals. Der hat uns mal eine Unterlassungsklage an den Hals geschickt. Seither haben wir den dann Röhrich genannt. Mein Bruder hat den in den Filmen auch so gesprochen, weil er das ja selbst erlebt hat.

Werner hatte früher nie Lust, zu arbeiten. Wie viel Stunden arbeitet denn Brösel jetzt noch am Tag?

Von morgens bis abends. Meistens, nä. Ich sitze sogar heute an meinem Geburtstag am Computer und mach´. Die ganze Pixelquälerei ist mehr Arbeit als früher, wo ich alles locker auf einen Din A4-Zettel gekritzelt hab. Wenn man älter wird, sind die Augen ja auch nicht mehr so gut. Da kannste gar nicht mehr so kleine Sachen zeichnen. Die Figuren werden jetzt alle größer gezeichnet und eingescannt. Und als Ebenen zusammengebastelt. Ich zeichne immer noch mit der Hand. Also vorskizzieren mit dem Bleistift. Und dann kolorieren mit einem schwarzen Stift. So werden die Sachen eingescannt. Da sind sie noch schwarz-weiß. Anschließend werden sie auf Marker-Papier kopiert, bunt gemalt, und nochmal eingescannt. So geht das.

Ich weiß, dass Du dich über Elon Musk ärgerst. Wäre es da nicht eine Idee, den auch mal durch den Kakao zu ziehen?

Wenn man als Comic-Zeichner Geschichten macht, mit durch den Kakao ziehen und sonst was, was man gerne machen würde… für den ganzen Kram habe ich im Moment keine Zeit. Wenn man jetzt eine Geschichte über diesen Musk, über Trump, oder irgendwelche Idioten machen würde, ist das Thema längst wieder vergessen, bis man damit fertig ist. Inzwischen passiert wieder etwas Neues. Darum musst du dir etwas ausdenken, was zeitlos ist.

Und was geht heute Abend?

Heute Abend kommen meine Kumpels und ich werde meine Lieblings-Fleetwood Mac-CD wieder rauskramen. Dann setzen wir uns an den Kamin, rauchen ne dicke Zigarre und trinken Rum. Und hören uns die Mucke an. Es gibt echten Rum aus der Karibik. Nicht so´ne Verschnitt-Scheiße. Ich habe einen Freund, der hat eine fahrbare Rum-Bar. Er hat sich einen Pickup umgebaut. Der fährt damit nach Laboe, wenn die Segler kommen, die Dänen und die Schweden da sind. Er klappt sein Auto aus und dann werden Geschichten von der Seefahrt erzählt, Rum getrunken. Die Skandinavier finden das total toll. Es gibt richtigen, schönen Rum, mit Zuckerrand und Orange. Und dann wird das pur geschüttet. Rum darf man nicht verdünnen. Das ist Frevel. Cola-Rum - wenn ich das schön hör´.“


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