"Click & Meet" - Shoppen mit Verabredung
Seit Montag ist das sogenannte Terminshopping („Click & Meet“) erlaubt - wenn die Inzidenz im entsprechenden Landkreis oder der Stadt unter 100 liegt. Kund:innen dürfen also nach vorheriger Terminabsprache online, per Telefon oder auch direkt am Ladeneingang wieder in Einzelhandels-Geschäften einkaufen. Pro 40 Quadratmeter Verkaufsfläche darf sich eine Person mit jeweils einer Begleitperson in den Räumlichkeiten aufhalten. Die Kontaktdaten müssen dokumentiert werden.
„Perspektivplan mit Augenmaß“
Wirtschaftsminister Bernd Althusmann spricht von einem Perspektivplan, der von Augenmaß geprägt sei. Manche hätten sich schnellere Öffnungsschritte gewünscht, anderen ginge es zu schnell. Für den Einzelhandel werde noch vor dem 22. März entschieden, ob eine beschränkte Öffnung unterstützt durch Tests möglich sei.
Stufenplan greift zu kurz
Derweil sei die Stimmung der niedersächsischen Unternehmen „gekippt“, konstatiert die Niedersächsische Industrie- und Handelskammer. Die Lage in vielen Branchen sei inzwischen extrem ernst. Ein ausschließlich auf Inzidenz- und R-Wert-basierter Stufenplan greife zu kurz. Ein Jahr nach der ersten Corona-Infektion in Niedersachsen müsse man sich bereit machen für ein „Leben mit Corona“.
Aktuell sei zwar - auch dank der Hilfen von Bund und Land - noch kein rasanter Anstieg der Insolvenzen in den vom Lockdown betroffenen Branchen zu erkennen. Allerdings weist die IHKN darauf hin, dass inhaber:innengeführte Einzelunternehmen vielfach ohnehin keine Insolvenz anmelden, sondern einfach ihr Geschäft schließen und ihre Verbindlichkeiten abstottern.
Zahlreiche Unternehmer:innen seien in den vergangenen Monaten gezwungen gewesen, Eigenkapital, Altersversorgung und weiteres privates Vermögen einzusetzen, um ihre Betriebe und die damit verbundenen Arbeitsplätze zu erhalten. Sie bräuchten dringend Perspektiven.
Unsichere Kund:innen
So wie Malgorzata Laschat. Die Inhaberin des Deko- und Geschenkeladens „Wunderschön“ in Ritterhude kann nicht ewig von ihren Rücklagen zehren und wünscht sich weitere Lockerungen. Sie habe zwar viele Stammkund:innen, die schon das Click & Meet genutzt hätten, insgesamt sei aber zu wenig los. „Viele trauen sich nicht oder sind unsicher und würden lieber einfach so vorbeikommen“, sagt Laschat, die bisher noch keine Überbrückungshilfen bekommen hat.
Sie kritisiert in diesem Zusammenhang, dass durch die kürzlich aufgedeckten Betrugsfälle die bürokratischen Hürden für eine Beantragung der Hilfen nun noch höher seien.
Mehr Normalität, weniger Bürokratie
Mehr Normalität und weniger Bürokratie wünscht sich auch Miriam Ziegeler von Ziegeler Living Home in Osterholz-Scharmbeck. Click & Meet sei besser als nichts, allerdings sei der administrative Aufwand von der Terminabsprache bis zur Kontaktdokumentation enorm. Zudem sei ihr anfangs nicht ganz klar gewesen, was denn nun erlaubt sei und was nicht. „Immer wieder die neuen Verordnungen durchforsten zu müssen, sei mühsam, so Ziegeler.
Positiv sei, dass die Kund:innen, die ins Geschäft kommen, sehr dankbar seien für den wieder möglich gewordenen „Urlaub vom Alltag“, so die Geschäftsfrau.
„Schikane für den Handel“
„Termine machen zu müssen, schreckt viele ab“, berichtet Anne Steffens-Springer vom Schuhhaus Steffens mit neun Filialen in der Region. Von vielen Stammkund:innen käme die Rückmeldung, sie würden erst noch abwarten. „Wir haben aber keine Zeit mehr zu warten“, so die Geschäftsführerin. Sie wünscht sich, möglichst schnell wieder „normal“ öffnen zu können. Die ganzen, sich ständig ändernden Regeln seien zu kompliziert, der Einkauf so zu umständlich. „Das ist Schikane“, sagt Steffens-Springer.
Die Politik begründet ihr Vorgehen hingegen mit Vorsicht, insbesondere vor dem Hintergrund der sich schneller ausbreitenden Virus-Mutanten und der dritten Welle, die laut RKI-Chef Wieler bereits begonnen habe.