„Einstimmige Entscheidung“
Bremervörde (lst). Gegen die lange geplante Fällung von insgesamt acht Bäumen in der Brunnenstraße hatte sich - kurz bevor die Maßnahme umgesetzt wurde - Widerstand formiert. Die Grünen-Sprecherinnen Jana Basilon und Marion Kaiser sowie Petra Fischer, Ortsratsmitglied von der Bunten Liste, forderten unbürokratisch eine Neu-Bewertung des Baumbestands an der Brunnenstraße und hatten eine Protestaktion organisiert. Auch der stellvertretende Ortsbürgermeister von Bremervörde, Christian Oetjen, und Lars Lust, Fraktionsvorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion, wollten eine Fällung im letzten Moment noch verhindern.
„Als der Wettbewerb zur Neugestaltung der Brunnenstraße abgeschlossen war, schien der Siegerentwurf allen Beteiligten in sich stimmig, da einige Baumwurzeln das vorhandene Pflaster beschädigt haben und somit eine Stolpergefahr darstellen. Dass die Bäume insgesamt für das Klima und als Schattenspender in der Brunnenstraße eine große Bedeutung haben, ist nicht zum Thema gemacht worden. Das haben wir leider alle bei Zustimmung zur Gesamtplanung versäumt“, so Lust.
Seit vielen Jahren ein Thema
Nun hat sich auf Anzeiger-Nachfrage die Stadtverwaltung zur Sache geäußert und erklärt, warum die Bäume gefällt wurden. Die Planung zur Neugestaltung der Brunnenstraße sei seit Jahren ein Thema in der Politik, Verwaltung und auch bei Anwohner:innen der Straße, so Sprecherin Marina Imbusch.
Mit der Neugestaltung im Rahmen des Städtebauförderungsprogramms des Landes solle ein einheitliches und identitätsstiftendes Stadtbild geschaffen und gestalterische Defizite beseitigt werden. Dies solle auch dazu beitragen, dass der Einzelhandel im innerstädtischen Hauptgeschäftsbereich gestärkt werde.
In diesem Rahmen sei 2020/2021 ein freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb durchgeführt worden, um konkrete Gestaltungsmöglichkeiten für die Brunnenstraße sowie den Verbindungsweg von der Brunnenstraße zum Rathausmarkt zu entwickeln. Am 13. Juli 2021 hatte die Preisgerichtsjury (Zusammengesetzt aus Vertretern des Stadtrats, der Verwaltung und anerkannten Experten) über die eingegangenen Wettbewerbsarbeiten entschieden und die besten Arbeiten ausgezeichnet. Im Siegervorschlag sei von Beginn an eine Entfernung der vorhandenen Bäume (bis auf den einen nicht gefällten Baum) und eine Neuanpflanzung eingeplant gewesen.
Das Thema des Umgangs mit dem Gehölzbestand und die Auswahl der neu zu pflanzenden Gehölze seien Teil des Auswahlprozesses und sollten in weiteren Diskussionen Berücksichtigung finden.
„Niemand sprach sich für den Erhalt der Bäume aus“
Bei einer im Mai 2022 durchgeführten Bürgerbeteiligung habe es zum Thema Baumbestand bereits verschiedene Meinungen gegeben. Einige Anwohner:innen der Brunnenstraße waren anwesend und konnten ihren Standpunkt zur Gestaltung der Straße und auch zum Baumbestand einbringen. Die Wünsche gingen dabei von einem gänzlichen Verzicht auf Neuanpflanzungen bis zur (ja auch geplanten) Pflanzung kleinerer Bäume mit nicht zu voluminösen Blüten. Durchgehend wurden der unebene Pflasterzustand durch das Wurzelwerk und die starken Verunreinigungen unter den großen Bäumen bemängelt. „Für einen Erhalt der Bestandsbäume wurde sich nicht ausgesprochen“, so Imbusch.
Der Planungs- und letztendlich der Ausführungsentwurf seien seit Anfang 2022 mehrfach Beratungsgegenstand in unterschiedlichen politischen Gremien gewesen. Dabei habe es zu keiner Zeit weder eine Gegenstimme gegen die Planungen noch einen Antrag auf Erhalt weiterer Bestandsbäume gegeben.
Die Fällung der Bäume und die Umgestaltung der Brunnenstraße seien das Resultat eines mehrjährigen demokratischen Entscheidungsfindungsprozesses. Die Entscheidungen seien von den dafür zuständigen gewählten Vertreterinnen und Vertretern einstimmig getroffen worden.
Info zur Stadtentwicklung
Informationen zu den Stadtentwicklungsmaßnahmen finden Interessierte unter www.bremervoerde.de. Dort sind auch Protokolle der Ausschusssitzungen, der Bürgerbeteiligung und des Wettbewerbs öffentlich zugänglich.