Gleichberechtigung in der Arbeitswelt
Die Koordinierungsstelle Frauen und Wirtschaft im Landkreis Rotenburg hat den Equal Pay Day in diesem Jahr ganz bewusst anderes zelebriert als in den letzten Jahren. Ko-Stellen-Leiterin Ilka Holsten-Poppe und die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreis Rotenburg, Katja Weße, haben zu einem Empfang mit anschließendem Impulsvortrag in die modernisierten Räumlichkeiten in der Ko-Stelle eingeladen.
Worum geht es beim Equal Pay Day?
Dieser Tag markiert symbolisch den Tag im Jahr, bis zu dem Frauen unentgeltlich gearbeitet haben, um den Rest des Jahres das Gleiche zu verdienen, wie die Männer. Ziel ist es, das Bewusstsein für geschlechtsspezifische Einkommensungleichheiten zu schärfen und politische sowie gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Ilka Holsten-Poppe, denn der Equal Pay Day werde aktuell immer früher im Jahr festgelegt. Der aktuelle durchschnittliche Lohnunterschied ist mit 16 Prozent immer noch zu hoch und der Anteil an Frauen in Führungspositionen und in Vollzeitjobs ist immer noch zu niedrig. Hier unterstützten die kostenlosen Angebote der Ko-Stelle alle Frauen, egal welchen Alters, Konfession oder Ausbildung. Mehr dazu gibt es unterfrauenundwirtschaft-lkrow.de/
Die Rolle der Frau
Katja Weße schaut sorgenvoll auf die „Tradwife-Welle“ die gerade aus den USA zu uns herüberschwappt und zeigt auf, dass viele Frauen ihren Hochschulabschluss machen - fragt aber provokativ „Wo sind die Frauen in den Berufen?“.
„Hahn im Korb“ war Landrat Marco Prietz, der betont, dass die Frauen zwar biologisch für den Part des Kinderkriegens zuständig seien, die Männer aber anschließend sowohl Elternzeit als auch Krankentage für die Kinder nehmen können, damit die Frauen in ihren Berufen aktiv und erfolgreich bleiben können. Männer sollten ihren Frauen den Rücken stärken und auch wahrnehmen, was die Frauen leisten. Hier sei ein gesellschaftliches Umdenken dringend notwendig. „Vor dem Kind waren wir gleichberechtigt“ hieß der von Anika Peters gezeigte Impulsvortrag. Mit einem Kind verändert sich die soziale Rolle einer Frau, die eigenen und die gesellschaftlichen Rollenerwartungen und meistens auch die Rollenaufteilung.
Worauf stürzen sich die Veränderungen? Die Sozialisation ist einer der Punkte, denn leider gibt es wenig weibliche erfolgreiche Vorbilder, die weibliche Zuordnung fällt unter „lieb, brav und fürsorglich“ und selbst die Gesetzgebung ist männlich. Als zweiten Punkt nannte Peters die Wertvorstellung. Wie sind die Rollenbilder, Helikoptereltern und die regionalen Unterschiede von Ost- und Westdeutschland geprägt?
Der dritte Punkt ist oft der entscheidende Punkt, denn da die Unterschiede im Grundgehalt für die finanzielle Ausrichtung der Familie ursächlich sind, bleibt meist die Frau daheim und der Mann geht als Haupternährer weiterarbeiten. Da kommt der vierte Punkt mit ins Spiel - denn organisatorisch ist es schwer für die Frauen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, denn familienfreundliche Arbeitgeber und Kollegen sind rar.
„Selbst die perfekte Tagesplanung kann von jetzt auf gleich über den Haufen geworfen werden“, sagt Peters, „wenn die Betreuung ausfällt oder das Kind krank ist. Dann sind wir Frauen am Jonglieren mit unserer Zeit und Energie.“ Die Folgen sind umfangreich: Stress, Unzufriedenheit, Abhängigkeit, körperliche Beschwerden, Erschöpfung bis hin zum Burn out.
Was können Frauen tun?
Nach einer umfangreichen Bestandsaufnahme sollte in der Familie offen kommuniziert werden. Der Ist-Zustand erfasst und mit einem neuen Umdenken in einen Wunsch-Zustand verändert werden. Dabei sollte frau auch liebevoll fehlertolerant sein. Beide Partner dürfen ihre Komfortzone verlassen, loslassen, aushalten, Nein-Sagen, Hilfe annehmen und darauf vertrauen, dass es läuft - wenn auch manchmal anders als gewohnt. Die Strukturen sollten erkannt und verändert werden. Alle können Schritt für Schritt an ihrer Zufriedenheit arbeiten.
Im Anschluss an den interaktiven Vortrag konnten viele Fragen geklärt und Anregungen für praxisnahe Umsetzung im Familienalltag gegeben werden.

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