„Ich nehme den Humor immer ernst“
Schauspieler und Regisseur Bjarne Mädel mag die Mischung von Drama und Komödie. Das zeigt er aktuell in seiner zweiten Regie-Arbeit „Sörensen fängt Feuer“, die unweit der Grenzen unseres Verbreitungsgebietes realisiert wurde.
Am 18. Oktober 2023 zeigt Das Erste ab 20.15 Uhr die Fortsetzung von „Sörensen hat Angst“. Gedreht wurde abermals in Varel, Brake und Butjadingen. „Sörensen fängt Feuer“ handelt u.a. vom Team um den Kriminalhauptkommissar Sörensen, der sich von Hamburg ins (fiktive) friesische Katenbüll versetzen lassen hatte. Dort hofft er leider vergeblich auf einen ruhigen Arbeitsalltag. Bevor der Krimi in der ARD ausgestrahlt wird, stand der 55-jährige Regisseur und Hauptdarsteller Bjarne Mädel dem ANZEIGER - wie auch bereits zum ersten Teil - im Interview Rede und Antwort. Abermals schaffte der geborene Hamburger, wie auch im Film, gekonnt den Spagat zwischen Ernsthaftigkeit und Humor.
Worum geht es in „Sörensen fängt Feuer“?
Bei „Sörensen hat Angst“ war die Angststörung ja das Überthema des Films. Das wollten wir in der Fortsetzung natürlich nicht wiederholen. Diesmal fanden wir die Themen `Einsamkeit´ und ‚Verlorenheit‘ spannend, filmisch interessant und erzählenswert. Besonders die Frage: `Wozu oder wohin führt Einsamkeit´? Wohin kann es führen, wenn man sich einsam fühlt, oder Angst vor der Einsamkeit hat? Eventuell schließt man sich dann fragwürdigen Ideen an. Das Thema ist politisch derzeit leider ja ebenfalls sehr aktuell. Bei uns im Film geht es um eine Glaubensgemeinschaft, der man sich anschließt, um irgendwo dazuzugehören. Wenn die Inhalte in eine fanatische Richtung kippen, sollte man gucken, inwieweit es richtig ist, was man da unterstützt… Ich finde Religion immer schwierig, wenn sie Andersdenkende ausgrenzt.
In „Sörensen fängt Feuer“ geht es also um Mord, religiösen Wahn, Geheimnisse. Das ist thematisch noch mehr, als bereits im ersten Teil behandelt wurde, oder?
Wir haben - was die Figuren angeht - schon an den vorangegangenen Film angeknüpft, sind aber ästhetisch einen Schritt weiter gegangen. Wir sind diesmal bewusst optisch noch ein bisschen düsterer, skandinavisch-düster. Es geht uns keinesfalls darum, welcher Kriminalfall noch schlimmer sein kann. Da war Sörensens erster Fall für uns an Grausamkeit sowieso nicht zu überbieten. Es geht um die Einsamkeit, bzw. wie man Anschluss sucht, um ihr zu entkommen. Dabei rücken auch die anderen Figuren um Sörensen herum, wie z.B. Malte (Schuster, dargestellt von Leo Meier) mehr in den Vordergrund.
Der erste Teil fing eher humorvoll an, die Fortsetzung endet humorvoll. Richtig?
Ja. Der Kriminalfall hat im ersten Film nicht nur die Angststörung, sondern auch den Humor verdrängt. Diesmal ist es dramaturgisch andersherum. Der Film fängt sehr dramatisch, etwas verstörend, an und wir verabschieden uns humorvoll.
Beschäftigen dich ernste Themen mehr als die vermeintlich lustigen?
Ja. Ich habe das für mich jedoch nie so unterschieden, nehme ja auch den Humor immer ernst. Ich komme vom Theater und finde beides großartig, das Drama und die Komödie. Gerade die Mischung, die bei Sörensen so gut funktioniert, mag ich besonders. Ich mag, wenn das Mittel der Komik eingesetzt wird, um schwere Themen erträglich zu machen. Wo das Lachen etwas Erleichterndes hat, man mal durchatmet. Sörensen versucht mit seinem Humor ja auch stetig, sich selbst über Wasser zu halten. Humor nur um des Quatsches Willen ist nicht so meiner. Humor ohne eine Tiefe dahinter, die dann durchaus auch ernst sein kann, trifft selten meinen Humornerv. Es gibt eine großartige Formel von Chaplin – Komödie ist Tragödie plus Zeit. Wenn man eine harte Zeit hat, etwas Schlimmes erlebt, wird vielleicht - wenn etwas Zeit vergangen ist - eine lustige Anekdote daraus. Das, so finde ich, hat etwas tröstendes in den Momenten, wo es einem richtig schlecht geht. Man benötigt allerdings räumlichen oder zeitlichen Abstand.
Vielen Dank für das Gespräch, Bjarne.