„Müssen an einem Strang ziehen“ - Große Resonanz bei Veranstaltung zum Erhalt des Deutschen Hauses
Mulsum. Im Dorf rumort es. Seit bekannt geworden ist, dass das Gasthaus Deutsches Haus geschlossen werden soll, hat sich eine Gruppe Mulsumer zusammengefunden, die daran arbeiten will, das Deutsche Haus als Ortsmittelpunkt zu erhalten. Dafür hatte die Aktionsgruppe zu einer ersten Bürgerinformationsveranstaltung eingeladen.
Dass den Mulsumern ihr Deutsches Haus offensichtlich sehr am Herzen liegt, wurde an der großen Zahl der Besucher deutlich. Der Saal der Gaststätte war bis auf den letzten Platz belegt, sodass sogar noch Stühle hinzugestellt werden mussten.
Stefan Allers, Sprecher der siebenköpfigen Aktionsgruppe, begrüßte die anwesenden Bürgerinnen und Bürger. „Eine solche Veranstaltung ist auch für uns etwas Neues.“ Das sei keine Jahreshauptversammlung, doch sei man der Meinung, eine Tagesordnung erstellt zu haben, die alles Wissenswerte darstelle.
In einem kurzen Grußwort betonte Bürgermeister Gerhard Seba, dass es in Mulsum langsam aber sicher vorangehe. Der Ortskern werde überplant, doch: „Er steht und fällt mit dem Deutschen Haus.“ Man habe in anderen Gemeinden miterleben können, was passiere, wenn es vor Ort keinen Saalbetrieb mehr für Hochzeiten, Geburtstage oder Beerdigungen gebe.
Seba lobte das Engagement der Gruppe um Stefan Allers. „Die Gruppe hat einen machbaren Weg gefunden, das Deutsche Haus möglicherweise zu erhalten. Das steht und fällt aber mit uns Mulsumern. Wenn alle an einem Strang ziehen, ist der Fortbestand des Hauses möglich.“
Im Oktober vergangenen Jahres mehrten sich die Gerüchte, dass die Wirtin Trixi Büchler das Deutsche Haus nicht mehr lange betreiben und zum Verkauf stellen wolle.
„Uns war klar: Wenn Investoren kommen, haben wir nicht mehr das Heft in der Hand“, so Stefan Allers. Im November traf er sich erstmals mit den anderen Mitgliedern der Gruppe Alexander Bösch, Heinz-Erich Höft, Robert Kneller, Ralf Steffens, Christian Zimmering und Trixi Büchler. „Für uns stand fest: Wir wollen was machen“, so Allers. Es folgten Gespräche mit der Wirtin und rund zehn Treffen, in denen die Arbeitsgruppe das Gebäude gründlich in Augenschein nahm und Ideen sammelte.
„Ich habe das Deutsche Haus seit 32 Jahren immer mit Lust und Liebe geführt und erinnere mich an viele schöne Feiern“, sagte Wirtin Trixi Büchler ihren Gästen. Sie machte unumwunden klar: Ohne Saalbetrieb lohne sich ein Erhalt des Hauses nicht. Und der sei in Gefahr, wenn Gesellschaften ihre Feste zunehmend außerhalb des Dorfes planen.
„Wir sind jetzt an einen Punkt gekommen, an dem wir nicht mehr ohne euch weitermachen können“, appellierte Stefan Allers an die anwesenden rund 250 Mulsumer. Man habe sich mit externen Beratern zusammengesetzt, mit der Samtgemeinde, dem Landkreis Stade und auch dem Genossenschaftsverband gesprochen, um auszuloten, was überhaupt möglich sein könnte. „Momentan kommt nur die Gründung einer Genossenschaft infrage, wenn wir das Heft in der Hand behalten wollen.“
Die Weiterexistenz des Deutschen Hauses stehe und falle aber auch mit denen, die hinter dem Tresen stehen, denn: „Das werden wir nicht. Da sind wir auf fachkundige Unterstützung angewiesen“, machte Allers deutlich.
„Wir sind noch nicht soweit, euch Zahlen und Fakten zu liefern. Und wir haben auch noch nichts unternommen, um eine Genossenschaft zu gründen, denn auf diesem Prozess wollen wir euch alle mitnehmen“, sagte der Gruppensprecher. Vorerst ging es darum, auszuloten, wie groß das Interesse der Mulsumer an der Gründung einer Genossenschaft zum Erhalt des Deutschen Hauses überhaupt sei.
In kurzen Worten umriss er die gesetzlichen Rahmenbedingungen für eine Genossenschaftsgründung, bevor Zettel verteilt wurden, in denen jeder Anwesende unverbindlich notieren konnte, ob er bereit sei, Genossenschaftsanteile zu zeichnen oder den Erhalt des Deutschen Hauses durch handwerkliche Eigenleistung zu unterstützen. In den nächsten vierzehn Tagen sollen diese Zettel ausgewertet werden. „Dann müssen wir uns ein Bild machen, was möglich ist“, so Allers.
Sanierungsbedarf besteht für das in die Jahre gekommene Haus ohne Zweifel. Dies betreffe vor allem die Küche und die sanitären Anlagen. Stefan Allers rechnet mit einem Bedarf im mittleren sechsstelligen Bereich.
Aus den Reihen der Mulsumer kam die berechtigte Frage, ob es einen Pächter für die Zeit nach Trixi Büchler gebe. Den zu finden sei vermutlich schwerer, als die nötigen Finanzmittel zusammenzubekommen, meinte der Gruppensprecher. „Es wäre schön, wenn wir einen Pächter hätten, denn ohne den lohnt es sich nicht, zu investieren“, sagte Allers. Das sei das größte Manko, das zurzeit existiere. „Momentan sind wir aber in der glücklichen Lage, dass Trixi noch weiter macht.“
Die Frage, ob die Genossenschaft Gewinn ausschütte, verneinte der Gruppensprecher. Dies sei nach seinen Worten von Gesetzesseite her nicht möglich. „Eine Dividende wird es nicht geben. Das hier ist kein Anlageobjekt. Wir haben das Ganze auch nicht aus diesem Grund initiiert. Es geht hier um unser Dorf. Das sollte für uns alle das Wichtigste heute sein“, erinnerte Allers.
Wichtig sei für diese erste Infoveranstaltung vor allem, zu sehen, ob es gelingen könne, eine Finanzierung anzuschieben und weiter für den Erhalt des Deutschen Hauses planen zu können. Kostenpläne könnten erst in einem zweiten Planungsschritt auf den Tisch kommen.