Von Cannabis bis Wolf
Lamstedt (uml). Der 46-jährige Schneider ist in Cuxhaven geboren und aufgewachsen, hat dort auch seine Schulzeit bis zum Abschluss mit dem Abitur verbracht. Mit einem Augenzwinkern meinte der Politiker zu den Schülern: „Ich bereue, dass ich in einigen Fächern damals nicht so gut aufgepasst habe – das Wissen hätte ich heute sehr gut gebrauchen können. Macht bitte nicht den gleichen Fehler“. Nach dem Zivildienst studierte der Familienvater Kommunikations- und Marketingwissenschaften und machte früh seine Erfahrungen im Servicebereich und der Veranstaltungsbranche.
Vor ein paar Jahren hatte sich die Politik auf Bundesebene zum Ziel gesetzt, für mehr Vielfalt bei den Abgeordneten und für mehr Berufszweige, Familienstand und Gesellschaftsschichten zu sorgen. So wurde Schneider von der SPD gefragt, ob er mittels Direktmandat in den Bundestag einziehen wollen würde – nach reiflicher Überlegung und einigen Stunden des politischen Selbststudiums sagte der Cuxhavener zu und wurde 2021 vom Wahlkreis 29 Cuxhaven/Stade II gewählt.
Anschaulich erklärte Schneider den Ablauf seiner Arbeit als Bundestagsabgeordneter, bei der er mindestens 22 Wochen im Jahr in Berlin verbringt und den Rest des Jahres im Wahlkreis arbeiten würde. Die Wochen in Berlin seien für alle Abgeordneten fest geplant und getaktet mit Gesprächen, Sitzungen, Ausschussarbeiten und Plenum, wobei Schneider als ordentliches Mitglied im Ausschuss für Kultur und Medien, im Ausschuss für Umwelt und Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie im Ausschuss für Tourismus an vorderster Front und in anderen Bereichen stellvertretend agiere. Wichtig sei dem zweifachen Vater, dass zukunftsorientiert langfristig gute Politik gemacht werden würde, damit die Heimat enkeltauglich bleibe. Hier nannte er die Punkte, die besonders für die Menschen auf dem Lande wichtig seien: zukunftssichere Jobs, bezahlbarer Wohnraum, Bildung und Betreuung, ÖPNV, Gesundheitsversorgung, Kultur und Freizeit sowie Natur- und Arten- und Klimaschutz.
In den vergangenen Wochen haben sich die Zehntklässler:innen mit dem Thema Bundespolitik beschäftigt und zahlreiche Fragen erarbeitet, die in der anschließenden Austauschrunde diskutiert wurden.
Schüler:innen kommen zu Wort
Melvin äußerte seine Bedenken, dass junge Wählende ab 16 noch nicht den politischen und sozialen Weitblick hätten, um zu wissen, was sie mit ihrem Kreuz anrichten können. Für Finn war das Thema „Wolf“ sehr wichtig. Hier konnte Schneider bestätigen, dass dies aktuell zur Chefsache erklärt wurde und auf Landes- und EU-Ebene an einer Lösung gearbeitet werden würde. Küstenschutz durch die Schafe sei extrem wichtig und daher sei gerade in unserer Region der Wolf zu einem Problem geworden, stimmte Schneider zu.
Eine der beiden Abschlussklassen war gerade zur Klassenfahrt in Berlin – einem Schüler war aufgefallen, dass es dort mehr Ukrainische Flaggen als Deutsche Flaggen gab. Auf diese Frage hin erklärte Schneider, dass das Zeigen der Deutschen Flagge – abseits der Fußball EM oder WM – immer noch verpönt sei und das Hissen der Ukrainischen Flagge ein Zeichen der Solidarität vermitteln solle.
Für Christoph stellte sich die Frage, warum die Ukrainer:innen aus der Ukraine heraus in ein anderes Land flüchten würden und sich nicht in kriegfernen Gebieten im eigenen Land aufhalten würden: Schneider sei zwar kein Flüchtlingsexperte, zeigte aber wirtschaftliche Herausforderungen als einen der Hauptgründe auf. Generell sei es wichtig, humanitäre Hilfe zu leisten. Zudem seien beim Fachkräftemangel Arbeitskräfte ein Gewinn für Deutschland. Hier hatten einige Schüler:innen andere Ansichten, und es entwickelte sich ein konstruktiver Austausch auf Augenhöhe, den sowohl Schneider als auch die Politiklehrer Scholler und Merk sehr befürworteten. Heiß her ging es beim Austausch über die AfD. Hier stellten mehrere Schüler:innen interessierte Fragen und erfuhren von den Hintergründen des Parteikonzeptes und den Machern der populistischen Reden.
Wie informiert man sich richtig?
Ein wichtiges Werkzeug in der Politik, sagte Schneider, sei der Qualitätsjournalismus. Viele – zumeist junge Menschen – würden nur noch über die per Algorithmus gesteuerten Meldungen auf ihrem Smartphone beeinflusst, da sie nicht die umfassend recherchierten Berichten des Fachjournalismus in TV, Radio und Printmedien folgen würden. Hier erinnerte Schneider daran, ruhig mehrere und unterschiedliche Quellen zu nutzen.
„Was sagen sie zur Cannabis-Legalisierung?“ war eine der letzten Fragen an den geduldigen Politiker, der humorvoll konterte: „Das kommt für mich zu spät, ich rauche zum Glück nicht mehr“. Jeder sollte an seine Gesundheit denken und nicht rauchen – aber wenn, dann wäre er für eine Legalisierung.
Für weitere politische Informationen hatte Schneider dann noch für alle etwas Fachlektüre aus dem Bundestag mitgebracht.