

Im Norddeutschen Vogelmuseum zeigt Valérie Wagner erstmals einen Auszug aus ihrem umfangreichen Projekt. Dabei stehen präparierte Exemplare der heimischen Vogelarten im Mittelpunkt, die aktuell besonders vom Aussterben bedroht sind. Die Objekte stammen aus der ornithologischen Sammlung des CeNak Hamburg und aus dem Norddeutschen Vogelmuseum.
Rückgang heimischer Vögel
Im Februar 2020 wurden neue Studien zum Vogelsterben in Europa veröffentlicht. Der deutliche Rückgang heimischer Vögel auf Wiesen, Weiden und Äckern hält laut der Publikation „Vögel in Deutschland - Übersichten zur Bestandssituation“ weiter an. So haben beispielsweise die Bestände von Rebhuhn und Kiebitz seit 1992 um fast 90 Prozent abgenommen. Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, erläutert: „In den offenen Agrarlandschaften ist der Bestand an Brutpaaren über ein Vierteljahrhundert um etwa zwei Millionen zurückgegangen. Eine Trendwende zeichnet sich bislang nicht ab. Dies unterstreicht erneut die Dringlichkeit von Reformen in der Landwirtschaftspolitik.“
Blick in die Zukunft wagen
Die drastischen Zahlen zum Vogelschwund und der sichtbare Rückgang der Vogelarten waren für Valérie Wagner Anlass, ein künstlerisches Projekt zu diesem Thema zu entwickeln und Bilder für den Verlust und seine Folgen zu finden. Es geht der Künstlerin nicht darum, die Ursachen für das Vogelsterben aufzuzeigen, sondern einen Blick in die Zukunft zu wagen, also die jetzigen Entwicklungen wortwörtlich zu Ende zu denken: Wie sieht eine Welt ohne Vögel aus? Was verlieren wir?
Der Fokus der Künstlerin liegt auf den sichtbaren Folgen, die der Vogelschwund auf physischer Ebene bedeutet: ein leerer Himmel, ein stummer Frühling und der Verlust von Schönheit, Artenvielfalt und Lebensqualität.
Damit nimmt Valérie Wagner vorweg, was geschehen wird, wenn die Entwicklung nicht durch politische Entscheidungen zum Vogel- und Umweltschutz aufgehalten wird: Kommende Generationen werden viele Vogelarten, die heute noch präsent sind, nur noch aus Zoologischen Museen kennen.
Unterschiedliche Facetten
In insgesamt vier fotografischen Serien beleuchtet die Künstlerin unterschiedliche Facetten des Themas. Im Norddeutschen Vogelmuseum zeigt Valérie Wagner nun 12 Bilder aus der Serie „gefallen“. Mit „Der leere Himmel“ setzt die Künstlerin ihr zentrales künstlerisches Thema fort - die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt -, dass sie neben anderen Projekten 2008 zu der Fotoserie „Zeichen“ inspirierte. Für dieses Projekt wurde Valérie Wagner im selben Jahr mit dem Kunstpreis Ökologie ausgezeichnet.
Valérie Wagner lebt und arbeitet in Hamburg. www.valeriewagner.de
Im Rahmen der Ausstellung wird Professor Matthias Glaubrecht voraussichtlich am 18. September, 19 Uhr zum Thema „Das Ende der Evolution“ referieren.
Die Ausstellung „Der leere Himmel - Stille Himmel“ ist ab sofort dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr, sonnabends und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet, montags ist die Museumsanlage geschlossen. Nähere Informationen gibt es unter der Telefonnummer 04791/ 13105.