Erinnerungen an den Kaiser
Bremervörde. Als sie die Nachricht erhielt, dass Franz Beckenbauer verstorben ist, wurde die Bremervörderin Katja Poppe nachdenklich und traurig. Sie erinnerte sich an ihre Jahre in München, wo sie zwischen 1994-2003, als Beckenbauer Trainer und Präsident war, beim FC Bayern München arbeitete, dort viele schöne Momente und interessante Reisen mit dem „Kaiser“ erlebte.
Im Alter von 19 Jahren zog es Poppe - damals trug sie noch ihren Geburtsnamen Burmeister - nach Frankfurt. Dort, im Frankfurter Römer, begegnete sie auch Franz Beckenbauer erstmals, als der Teamchef mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft anlässlich der gewonnenen Fußball-Weltmeisterschaft 1990 empfangen wurde. Wenig später, mit 22 Jahren, wurde die ehemalige Handballspielerin zur jüngsten Mitarbeiterin beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). „Rückblickend war das Schöne daran, dass Talente stets Raum nehmen konnten. Beim DFB war ich zwei Jahre als Angestellte im Bereich Teammanagement, Jugend, Schule und Ausbildung. Dann wechselte ich zum FC Bayern München.“ Hier arbeitete die gelernte Verwaltungsfachangestellte u.a. in der Veranstaltungsorganisation (z.B. DFB adidas-Cup).
Mensch unter Menschen
Mit dem Team um die Profi-Mannschaft und Franz Beckenbauer reiste Katja Poppe beispielsweise zu Champions-League-Endspielen nach Barcelona (dort gab es das tragische 1:2 gegen Manchester United) und Mailand (Sieg gegen den FC Valencia). 1995 erhielt sie eine Einladung zur großen Geburtstagsparty, als Beckenbauer seinen 50. Geburtstag feierte. „Franz war so ein Mensch unter Menschen, der ähnlich dachte, den ich immer sehr geschätzt habe. Sei es auf dem Vereinsgelände, bei privaten Begegnungen oder als Mitarbeiterin im Teamgefüge. Stets begegnete er den Menschen freundlich auf Augenhöhe. Nie wäre ihm ein unfreundliches Wort über die Lippen gekommen. Er bat lächelnd um Verständnis, wenn Menschen ihm allzu nahetreten wollten, und es ihm vielleicht auch mal zu viel wurde. Franz half beim Ansturm auf den Kartenverkauf gern schon mal mit, in dem er der wartenden Menschenmenge vor den Kassen am Eingang in der Säbener Straße eindringlich darum bat, Ruhe zu bewahren. Immer mit einem sympathischen Lächeln, immer Mensch, immer Franz. Meine persönlichen Höhepunkte sind die menschlichen Begegnungen, wenn er mir auf dem Vereinsgelände begegnete und sich erkundigte, wie es mir und meiner Familie ging. Erinnern mag ich mich auch gerne an einen Betriebsausflug nach Hamburg. Mit Labskaus und Seemannsgarn. Den Abend verbrachten wir gut gelaunt alle zusammen an Bord der Rickmer Rickmers, wenn ich mich recht erinnere“, erzählt Poppe.
Zurück in Bremervörde
Die Aufgaben im Verein wuchsen stetig. „Vom modernen Fascilitymanagement (2002 erhielten wir das Audit Ökoprofit Verein der Stadt München) über den Spielbetrieb der Lizenzmannschaft sowie der eigenständigen Koordinierung der Bundesligareserverunde, bis hin zur Organisation von Großveranstaltungen (Tag der offenen Tür mit 50.000 Zuschauern) änderte sich fast alles. Bedingt durch den Wechsel von Jürgen Klinsmann stieg der Marketingbereich in neue Dimensionen. Der Trikotverkauf brach alle Rekorde, der Sponsoringbereich etablierte sich zu einem Geflecht mit besonderen Ansprüchen. Es blieb kaum Zeit zum Luftholen. Kein Raum für die große Liebe, oder Familiengründung. Mit 33 Jahren merkte ich, dass ich meinen Weg ändern muss, wenn ich meine Neugierde auf das Leben behalten möchte.“
Als der FC Bayern eine AG wurde, zog Katja Poppe weiter. Sie widmete sich fortan größtenteils sozialen Aufgaben. Zunächst in Stuttgart. 2010 zog sie zurück nach Norddeutschland. Im Februar 2014 begann sie ihre Arbeit als Verwaltungsfachangestellte für den Landkreis Rotenburg (Wümme), seit 2023 ist sie nebenberuflich zudem als Mediatorin & Konfliktmanagerin sowie als SeelenSport®-Trainerin tätig.