Gastkommentar: #MeToo, UNless you are a Jew?
Am 25. November jährte sich der Internationale Tag zur Beendigung von Gewalt gegen Frauen, wofür UN-Women (Vereinte Nationen) seit 2010 eine globale Kampagne ausrichtet. Wie selektiv der Feminismus von UN-Women jedoch ist, zeigt sich darin, dass sie die Hamas für das Massaker am siebten Oktober, bei denen Frauen getötet, verschleppt und vergewaltigt wurden, nie glaubhaft verurteilt hat. Sieben Wochen nach diesem Kriegsverbrechen postete UN-Women auf X (vormals Twitter) eine Verurteilung des Massakers, welche sie kurz danach löschte. Von 36 Posts, die UN-Women auf X zu dem aktuellen Krieg veröffentlicht hat, beziehen sich zwei direkt auf Israel, während der Rest Gaza behandelt. Dabei wird auch von einer israelischen „Belagerung“ und einem palästinensischen „Befreiungskampf“ gesprochen. Ähnlich sieht es auf Instagram aus. Erst am 25. November fordert UN-Women, das Massaker müsse auf geschlechtsbasierte Gewalt hin „untersucht“ werden. Diese Beweispflicht, die Israel auferlegt wird, ist durch verschiedenes Material längst erfüllt und zudem unverhältnismäßig, da es den Staat Israel mit beispiellosen Doppelstandards belegt. Die Darstellung des aktuellen Krieges gegen Israel beinhaltet dabei antisemitische Elemente wie die Dämonisierung sowie Delegitimierung Israels und eben die Anwendung von Doppelstandards, die laut 3D-Test und der Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance für Antisemitismus stehen.
Dabei müsste UN-Woman, wenn sie ernsthaft gegen Gewalt gegen Frauen kämpfen will, Antisemitismus als solche Gewalt benennen und bekämpfen. Denn Antifeminismus und Antisemitismus gehen miteinander einher. So wurde sich zu Zeiten des Deutschen Reiches hinter der Frauenbewegung eine jüdische Verschwörung imaginiert, während „der Jude“ im Nationalsozialismus als „effeminiert“ konstruiert und abgewertet wurde. Die ideologische Parallele dieser beiden Ismen ist die Dehumanisierung des vermeintlich Unterlegenen und der Hass auf die Moderne und ihr Emanzipationsversprechen. Im Falle des Massakers der Hamas kulminieren diese beiden Komponenten: Der Islamismus dehumanisiert Juden, die er vernichten will, sowie Frauen, die er unterwerfen will. UN-Women spricht nie von Islamismus, womit sie darin versagen, den Angriff auf Israel und dessen antisemitische und misogyne Beweggründe zu erkennen und zu verurteilen.
Wer sich feministische Ziele setzt, muss auch Islamismus bekämpfen. Israel ist der einzige demokratische Staat in der Region, und dass seine Nachbarn eben diesen auslöschen wollen, ist kein Zufall. Darin zeigt sich der Antimodernismus islamistischer Kräfte, die in der Moderne und ihrer Aufklärung die eigene Stellung wie etwa ihre Herrschaft über Frauen gefährdet sehen. Kämpfe gegen misogyne und antisemitische Regime sind dabei unerlässlich für die Befreiung der Frau und den Schutz jüdischen Lebens. Als Feministin gilt es, die Idee einer modernen Gesellschaft zu verteidigen und nicht in unkritischer Manier den vermeintlichen Widerstand islamistischer Kräfte zu romantisieren. Wenn UN-Women sich das Ziel setzt, Gewalt gegen Frauen zu beenden, so muss sie auch deutliche Worte gegen Islamisten finden.
Debora Eller ist Sozialphilosophin und arbeitet zu kritischer Gesellschaftstheorie und Feminismus. Zudem ist sie stellvertretende Vorsitzende der Gesellschaft für kritische Bildung e. V.(GfkB).