Ins Handeln kommen
Osterholz-Scharmbeck. 2015 wird auf der Pariser Klimakonferenz die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad beschlossen. Einige Jahre später folgt in Deutschland das nationale Bundesklimaschutzgesetz, welches unter anderem Kommunen in der Umsetzung geplanter Klimaziele unterstützen soll. Seit Oktober 2023 darf sich Osterholz-Scharmbeck deshalb über eine regionale Klimaschutzmanagerin freuen, die sich dem Erstellen eines konkreten Schutzkonzeptes und der Initiierung erster Maßnahmen widmet.
In der Kreisstadt ist dieser Posten seit knapp einem Jahr mit Jessica Hügen besetzt, die sich als Ansprechpartnerin sowie Vernetzerin der beteiligten Akteursgruppen aktuellen Klimaentwicklungen im Landkreis annimmt. Ein Schutz der Umwelt müsse auf allen politischen Ebenen stattfinden, betont Hügen. „Ein ‚Weiter wie bisher‘ ist mit der aktuellen Umweltlage nicht mehr vereinbar“, findet sie. Nicht nur in Niedersachsen merke man die Auswirkungen des Klimawandels durch einen Temperaturanstieg um etwa 1,8 Grad. „Auch regional bekommen wir die Folgen durch starke Trockenperioden im Sommer und Starkregen im Winter hautnah zu spüren“, so die Klimaschutzmanagerin. Solche Extremwetterlagen seien vor allem das Ergebnis des kontinuierlichen Treibhausgas-Anstiegs, aus dem zusätzlich ein verheerendes Artensterben resultiert, das zu einer enormen Belastung der Ökosysteme führe. „Im Landkreis Osterholz versuchen wir deshalb regionale Lebensräume lebenswert zu erhalten“, sagt Bürgermeister Torsten Rohde. Der besonderen, klimatischen Verantwortung sei man sich als Kommune bewusst und arbeite deshalb an einem strategischen Vorgehen, welches durch Expertin Hügen nun in einem Klimaschutzkonzept gebündelt werden könne. „Hierzu schauen wir, wo die Stadt lokale Treibhausgasemissionen noch stärker verringern kann“, erklärt die Managerin.
Handlungsfelder
Aus dem regionalen Wärme- und Stromverbrauch sowie der aktuellen Verkehrslage ermittle man zunächst eine Treibhausgasbilanz, um Handlungsfelder gezielt zu priorisieren und letztlich einen Maßnahmenkatalog mit konkreten Strategien zu entwickeln. Aktuelle Bilanzen präsentiert Katharina Brabender von der BEKS EnergieEffizienz GmbH, die seit einigen Monaten kommunale Daten, Zahlen der Osterholzer Stadtwerke sowie Verkehr- und Landwirtschaftsdaten der ZVBN und des Veterinäramtes auswerten.
52 % der städtischen Endenergieverbräuche fallen dabei auf private Haushalte, während 24 % sowie weitere 14 % auf Verkehr und Industrie zurückzuführen sind. „Insgesamt landen wir bei 620 Gigawattstunden pro Jahr für die Stadt Osterholz-Scharmbeck“, erläutert Brabender. Nach Anwendungsbereichen entstammen dabei 62 % der Wärmeenergie, wo wiederum 75,3 % aus Erdgas und nur 5,2 % aus erneuerbaren Energien resultieren. „Um die geplante Treibhausgasneutralität im Bundesland Niedersachsen bis 2040 zu erreichen, ist die gänzliche Umstellung der energetischen Versorgung von fossilen auf erneuerbare Energien jedoch unumgänglich“, appelliert Expertin Brabender.
Gebäudesanierung
Potenziale sieht sie hierbei in der Osterholzer Wärmeversorgung und der energetischen Gebäudesanierung. Anwesende Osterholzer:innen wünschen sich außerdem mehr Grünflächen, die Reduzierung des Autoverkehrs und eine sozial-gerechte sowie demokratische Klimapolitik. Besonders künftige Generationen als auch die Sicherung der Lebensqualität liegen ihnen dabei am Herzen. „Konkrete Ideen können weiterhin unkompliziert auf der digitalen ‚Ideenkarte‘ gesammelt werden“, ermutigt Bürgermeister Rohde. Noch bis zum 30. September haben Interessierte deshalb die Möglichkeit unter www.ideenkarte.de/osterholz-scharmbeck ihr ganz persönliches Klimaanliegen vorzubringen.