red

Judenhass in Niedersachsen nimmt zu

Die Sicherheitslage für Juden und Jüdinnen in Niedersachsen hat sich seit dem 7. Oktober drastisch verschlechtert - das zeigt der RIAS-Jahresbericht für 2023.
Für Juden wird es seit dem 7. Oktober schnell zum Verhängnis, wenn sie öffentlich ein Kippa tragen.

Für Juden wird es seit dem 7. Oktober schnell zum Verhängnis, wenn sie öffentlich ein Kippa tragen.

Bild: Adobestock

Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) Niedersachsen ist eine zentrale Anlaufstelle in Trägerschaft der Amadeu Antonio Stiftung, die antisemitische Vorfälle dokumentiert und analysiert. Sie bietet Betroffenen Beratung und Unterstützung und setzt sich durch Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit für die Sensibilisierung der Gesellschaft gegen Antisemitismus ein.

Mehr als doppelt so viele Fälle

Im Jahr 2023 wurden insgesamt 331 antisemitische Vorfälle in Niedersachsen dokumentiert. Diese Zahl stellt eine deutliche Zunahme von 61 % im Vergleich zum Vorjahr dar, in dem 206 Vorfälle registriert wurden. Das Recherche-Team führt diesen Anstieg insbesondere auf die Ereignisse nach dem 7. Oktober zurück, als Terroristen der Hamas einen massiven Angriff auf Israel verübten. Dieser Vorfall habe weltweit zu einer erhöhten Anzahl antisemitischer Vorfälle geführt, auch in Niedersachsen.

Insgesamt wurden 153 der antisemitischen Vorfälle im Jahr 2023 in Verbindung mit den Terrorangriffen der Hamas und dem darauf folgenden Krieg zwischen Israel und Gaza gebracht. Die Organisation stellte zudem fest, dass der Anteil extremer Gewaltvorfälle und physischer Angriffe deutlich zugenommen hat: Von drei Angriffen im Jahr 2022 auf elf im Jahr 2023??.

Israelbezogener Antisemitismus

RIAS Niedersachsen sieht den Hauptgrund für die Zunahme antisemitischer Vorfälle in der politisch-gesellschaftlichen Lage und der Anfälligkeit bestimmter Milieus für antisemitische Ideologien. Das Jahr 2023 verdeutliche sehr anschaulich, dass Antisemitismus in unterschiedlichen Milieus vorkomme und oft als Bindungsglied zwischen diesen fungiere, wodurch sich das Bedrohungspotenzial für Jüdinnen und Juden erhöhe. „Jüdische Menschen sind täglich auch in Niedersachsen Anfeindungen und Bedrohungen ausgesetzt und werden weiterhin für Entwicklungen verantwortlich gemacht, mit denen sie nichts zu tun haben, wie beispielsweise für die Handlungen des Staates Israel“, heißt es im Bericht. „Die verbreitete Ansicht, dass Israel als eine Art Kolonialmacht und Unterdrücker agiert, findet ihren Ausdruck in Vorfällen des israelbezogenen Antisemitismus und des Post-Schoa-Antisemitismus.“

Bei der Vorstellung des Jahresberichts war auch der Niedersächsische Landesbeauftragte gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens, Prof. Dr. Gerhard Wegner, zu Gast. „Die Jüdinnen und Juden in Deutschland sind nicht verantwortlich für das, was in Israel geschieht! Natürlich lieben die meisten von ihnen dieses Land – gerade deswegen aber gibt es viele unter ihnen, die die gegenwärtige Regierungspolitik scharf kritisieren. Sie alle gilt es zu unterstützen und in ihrem Leben zu schützen – und das heute mehr als noch vor einem Jahr. Die Gefahren sind immens – so hoch wie seit langen Jahren nicht mehr“, kommentierte Wegner den jüngsten RIAS-Bericht.


UNTERNEHMEN DER REGION