Ohne Kohle kein aktives Künstlerdorf
Worpswede. „Worpswede hat nur dann eine Zukunft, wenn es nicht nur für Touristen, sondern vor allem für Künstler interessant bleibt“: Das wusste schon der Grafiker Martin Kausche, der in den 70ern mit seiner Frau Eva die heutigen Künstlerhäuser ins Leben rief. Mehr als 50 Jahre später steht die Frage, wie man zeitgenössische Kunstpraxis in Worpswede am besten fördert, immer noch im Raum. Dass dringend etwas passieren muss, ist allen Beteiligten bewusst: „Sonst wird Worpswede ein Museumsdorf und das wollen wir nicht“, sagt die Vorsitzende des Künstlerhäuser Worpswede e.V., Susanne Weichberger.
Stipendienstätte der Zukunft
Mehr als eine Idee dazu haben Philine und Bhima Griem. Das Ehepaar kam vor drei Jahren aus Berlin nach Worpswede, um die Leitung der Künstlerhäuser zu übernehmen. Die Griems - er Künstler, sie Wissenschaftlerin - haben ihre Vision der „Stipendienstätte der Zukunft“ bereits formuliert. Der Vorstand steht hinter den Plänen, versichert Susanne Weichberger.
Was fehlt, ist wie immer das Geld. Die Förderung für die Künstlerhäuser ist in den letzten Jahren nicht gerade üppig ausgefallen, 2009 standen sie kurz vor dem Aus. Für das kommende Jahr verdoppelt das Land Niedersachsen seine Förderung auf 30.000 Euro pro Jahr, der Landkreis hat ähnliche Pläne und will 2024 insgesamt 20.000 Euro beisteuern.
Darüber freut sich die Leiterin der Künstlerhäuser natürlich - zumindest laufende Kosten könnten so besser gedeckt werden.
„Wir stehen in den Startlöchern“
Der richtig große Wurf ist es allerdings nicht, denn der Transformationsprozess, den Philine und Bhima Griem vor Augen haben, würde um die 3 Millionen Euro kosten. Dabei handelt es sich vor allem um Baukosten. Die Gebäude aus den 70er-Jahren müssen dringend saniert werden. Was den Umbau angeht, machte Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur, Falko Mohrs, den Verantwortlichen der Künstlerhäuser keine falschen Hoffnungen: „Das übersteigt unser Budget im Kulturbereich“, sagte der SPD-Politiker bei seinem Besuch in Worpswede. Förderungen in dieser Größenordnung würden höchsten auf Bundesebene bewilligt, so Mohrs.
Dem Minister mehrere Millionen Euro abzuringen war auch nie der Plan der Leiter:innen der Künstlerhäuser. Eine „kleine“ Anschubfinanzierung in Höhe von 70.000 Euro würden sich die Griems und der Vorstand aber wünschen. „Wir stehen in den Startlöchern“, versicherte Philine Griem im Gespräch mit Mohrs. Das gelte auch für das umfassende Netzwerk aus Kooperationspartnern, die dem Leuchtturmprojekt begeistert entgegenfieberten.
„Wir werden uns das mal anschauen“, lautete die wenig überraschende Antwort des Politikers. Mohrs konnte natürlich vor Ort keine festen Zusagen geben, zeigte sich aber begeistert von den Plänen für die Zukunft der Künstlerhäuser. Die Landesregierung könne auf jeden Fall Anträge - sei es beim Bund oder verschiedenen Stiftungen - unterstützen. Die Weiterentwicklung der Künstlerhäuser sei „eine Riesenchance“ für Worpswede, so der Minister.