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Landrat Lütjen mit dem BDWR in Berlin

Der Bund der Wasserstoffregionen (BDWR) legt Bundesverkehrsminister Konzept zum Anschub der regionalen Wasserstoffwirtschaft vor.

 

Bernd Lütjen mit Dr. Volker Wissing (Bundesverkehrsminister), Dr. Stefan Kerth (Landrat des Landkreises Vorpommern-Rügen) und Dr. Stefanie Schwarz vom Deutschen Verein des Gas- und Wasserfachs.

Bernd Lütjen mit Dr. Volker Wissing (Bundesverkehrsminister), Dr. Stefan Kerth (Landrat des Landkreises Vorpommern-Rügen) und Dr. Stefanie Schwarz vom Deutschen Verein des Gas- und Wasserfachs.

Bild: Franz Josef

Berlin/Landkreis Osterholz. Der Bund der Wasserstoffregionen (BDWR) legt Bundesverkehrsminister Konzept zum Anschub der regionalen Wasserstoffwirtschaft vor, um ein Scheitern der Verkehrswende abzuwenden und den Mittelstand bei der Dekarbonisierung zu entlasten.

 

Deutschland liegt hinsichtlich der Installation der Elektrolyseleistung weit unterhalb des in der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) gesteckten Ziels von zehn Gigawatt (GW) realisierter Kapazität im Jahr 2030. Bisher sei nur für eine Wasserstoffelektrolyseleistung von 0,63 (GW) eine finale Investitionsentscheidung getroffen worden,wie der Landkreis mitteilt Eine genauere Betrachtung zeige, dass die geplanten Projekte, die bereits eine Investitionsentscheidung getroffen haben, vornehmlich für den Eigenverbrauch von Großindustrien - zum Beispiel in Stahlwerken - vorgesehen sind. Daraus folge, dass ohne eine geeignete Förderarchitektur ein Transformationsprozess unter Einbindung von Wasserstoff für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und den Verkehrsbereich nicht möglich sein wird. Im schlimmsten Fall werde dadurch die Transformation ganzer Sektoren verschleppt, was wiederum in höheren Energiekosten sowie in höheren Kosten beim Emissionshandel, bei emissionsabhängigen Abgaben und in Strafzahlungen enden könne.

 

Verkehrswende droht zu scheitern

 

Um dem entgegenzuwirken, regt der Bund der Wasserstoffregionen (BdWR) mit seinem Konzept „H2Regional“ über eine spezielle Förderarchitektur für regionale Wasserstoffwirtschaften zur Diskussion mit der Bundesregierung an. Das entsprechende Positionspapier haben die BdWR-Sprecher Dr. Stefan Kerth, Landrat des Landkreises Vorpommern-Rügen und Osterholzer Landrat Bernd Lütjen kürzlich im Bundesministerium für Digitales und Verkehr an Bundesminister Dr. Volker Wissing übergeben.

Landrat Bernd Lütjen erklärte gegenüber dem Verkehrsminister: „Aufgrund der ungewissen Förderaussichten sowie unklaren Rahmenbedingungen ist die Umsetzung vieler Wasserstoffinvestitionsprojekte im Verkehrsbereich massiv gefährdet. Dies gilt für die elf Landkreise der Region Nordostniedersachsen, aber im Grunde auch für alle anderen Wasserstoffregionen in Deutschland. Sofern nicht kurzfristig Perspektiven für eine Unterstützung gegeben werden können, droht die Verkehrswende hin zu Wasserstoff vorerst zu scheitern.“

 

Regionale Wertschöpfung

 

H2Regional unterteilt sich in ein Konzept für Investitionskosten (CAPEX)-dominierte Bereiche (vornehmlich Verkehrssektor) und ein Konzept für Betriebskosten (OPEX)-dominierte Bereiche (vornehmlich H2-Erzeugung und Prozesswärmebereitstellung). Durch die zielgenauen Impulse von H2Regional werden regionale Wirtschaftsakteure befähigt, eigene Investitionen in die Transformation zu tätigen. Die regionale Wasserstofferzeugung trägt somit zur regionalen Wertschöpfung und Standortsicherung bei. Weiterhin können Synergien zur Systemstabilität angehoben werden.

Dr. Stefan Kerth, Landrat des Landkreises Vorpommern-Rügen, ergänzte: „Der in den Regionen verwurzelte Mittelstand ist nicht nur das viel zitierte Rückgrat der deutschen Wirtschaft, sondern nach wie vor ein entscheidender Wachstumsmotor. Es liegt auch an der Bundesregierung, diesen Akteuren die wirtschaftlich tragfähige Teilnahme am Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft zu ermöglichen. Das durch den BdWR erarbeitete und pragmatisch gehaltene Konzept namens „H2Regional“ weist den entsprechenden Weg dorthin.“

 

KMU kaum berücksichtigt

 

Im Verkehrssektor hat die Bundesregierung durch Vorgaben wie dem Gesetz über die Beschaffung sauberer Straßenfahrzeuge, die CO2-Maut und die EU-Flottenverordnung die Anschaffung einer großen Anzahl von Brennstoffzellenbussen und -nutzfahrzeugen in Deutschland bis 2030 forciert. Laut Gesetzeslage müssen bis 2025 u. a. jährlich ca. 950 und ab 2026 jährlich bis zu 1.350 emissionsfreie Busse im ÖPNV beschafft werden. Diese Investitionen werden häufig von kommunalen Unternehmen mitgetragen.

Bei der Industrie legt die NWS einen Schwerpunkt insbesondere auf die Chemie- und Stahlherstellung. Mit ca. 52 % der Beschäftigten und ca. 33 % des gesamten deutschen Umsatzes stellen jedoch Kleine und Mittlere Unternehmen (KMUs) das Rückgrat der deutschen Wirtschaft dar. Bei der Dekarbonisierung der Prozesswärme mit Wasserstoff stehen heute viele dieser Unternehmen vor großen Herausforderungen. Diese Industrieunternehmen werden jedoch aktuell bei den Planungen der nationalen Wasserstoffwirtschaft - zum Beispiel bei Wasserstoffinfrastruktur oder Fördermöglichkeiten -kaum berücksichtigt.


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