Viele Probleme, keine Lösungen
Worpswede. Der sechste Jugendkongress tagte Mitte Juni in der Ratsdiele des Rathauses. Das Organisationsteam des Kongresses teilte die jugendlichen Teilnehmenden zunächst in Gruppen ein und erarbeitete mit ihnen einzelne Themenschwerpunkte. Eine Gruppe beschäftigte sich mit Tourismus und Freizeit und eine andere mit Verkehr und Umwelt. Die dritte Gruppe diskutierte über Kriminalität.
Nach der Gruppenarbeit fanden sich alle in der Ratsdiele ein. In einer „Fishbowl“-Runde stellten sie ihre Ergebnissen den anderen Jugendlichen und Vertretern der Gemeinde vor. Neben Bürgermeister Stefan Schwenke war Frank Bohling von der SPD, Werner Schlüter von der UWG und der Ortspolizist Mirko Marucha anwesend.
Tourismus & Freizeit
Den Anfang der Runde machte die Gruppe „Tourismus & Freizeit“. Ihr zentrales Anliegen sind mangelnde Möglichkeiten von Freizeitaktivitäten in Worpswede. Sie äußerten, dass der Niedersachsenstein an sich ein schöner Anlaufpunkt sei, durch die aktuelle Sanierung und die damit verbunden Absperrungen ergebe es jedoch keinen Spaß mehr, dorthin zu gehen. Auf Nachfrage sagte Bürgermeister Schwenke, dass die Stiftung Worpswede sich um Schnelligkeit bei der Sanierung bemühe, es jedoch schwierig sei, Gelder zusammenzusammeln. „Der Plan ist, dass der Niedersachsenstein bis 2025 fertigsaniert ist“, erklärt er.
Zwei weitere Aktivitäten sind das Hallenbad und der Skaterplatz. Das Hallenbad sei den Jugendlichen allerdings zu klein. Sie wünschen sich eine Vergrößerung mit eventueller Rutsche. Auch der Skaterplatz lasse noch zu Wünschen übrig. Er müsse öfter gewartet werden, da er bereits baufällig sei. Schwenke sagt daraufhin, dass es bereits die Überlegung gebe, den Platz mit Beton auszustatten, um ihn langlebiger zu machen.
Auf der Anlage gibt es auch einen Grillplatz. Die Jugendlichen finden die Idee gut, jedoch sei die Lage laut und hektisch.
Ein weiterer Punkt, den die Teilnehmenden angesprochen haben, ist das Veranstaltungsangebot. Zwar würden das Schützen- und Erntefest besucht werden, doch durch immer weniger Schausteller:innen ziehe es die Jugendlichen nur noch wenig dorthin.
Um wieder mehr Leben in das Künstlerdorf zu bringen, kam die Idee nach einem Sommerfest oder Jahrmarkt als Gegenstück zum Weihnachtsmarkt auf. Doch auch hier könnte das Problem auftreten, dass nicht genügend Schausteller:innen gebucht werden können. „Je kleiner die Feste werden, desto schwieriger ist es, Schausteller zu bekommen“, so Jan Bohling von der SPD.
Zuletzt beschäftigt die Jugendlichen der allgemeine Preisanstieg. Dass bei der Eisdiele Dolomiti eine Kugel mittlerweile 1,80 Euro kostet, ist für die Jugendlichen kaum tragbar. Die Idee: Einen Tag in der Woche finden, an dem nicht ganz so viel Betrieb ist und eine Kugel Eis für unter 18-Jährige für unter einen Euro anbieten.
Verkehr & Umwelt
Die Mitglieder der zweiten Gruppe bemängelten die Straßenbeleuchtung. Sie gehe oft zu früh aus und viele Wege lägen dann im Dunkeln. Die Teilnehmenden wünschen sich eine andere Einstellung der Zeitschaltuhr. An den Wochenenden wurde eine Beleuchtungsdauer bis 3 Uhr gefordert. Bürgermeister Schwenke gab an, dass die Leuchten bereits bis 0.30 Uhr eingestellt seien, seit der Umstellung auf LED jedoch viele Defekte registriert werden. Die Steuerung wird von der EWE in Cuxhaven übernommen, deshalb könne die Gemeinde dort nur wenig verändern.
Ein großes Problem stellt vor allem der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) dar. Verschiedene Linien wiesen verschiedene Probleme auf. Entweder kommen die Busse zu früh, zu spät oder gar nicht. Dann seien die Umsteigezeiten teilweise zu knapp und die Schulbusse seien zu voll. Bürgermeister Schwenke kann sich diesen Zustand nur mit dem Personalmangel bei der evb erklären. Doch auch der Bürgerbus weise Mängel auf. Einige Haltestellen würden einfach nicht angefahren werden, auch wenn dort jemand steht. Der Bürgermeister wolle sich deshalb mit dem Verein auseinandersetzen. Insgesamt wurden noch die Fuß- und Radwege bemängelt, die zum Teil erhebliche Schäden aufweisen.
Kriminalität
Im Punkt Kriminalität war sich die Gruppe einig, dass die Präventionsmaßnahmen zu Gewalt, die bereits an Schulen durchgeführt werden, zu selten und zu oberflächlich durchgeführt werden. Zudem solle es neben der Schule weitere Anlaufstellen geben, an die sich die Schüler:innen wenden können.
Ein großer Kritikpunkt ist der Drogenverkauf, der den Jugendlichen immer wieder auffalle. Zum einen passiert dies auf dem Schulgelände und zum anderen werden einige Orte wie der Lidl Parkplatz oder die Bergstraße gemieden, da dort auch Drogendeals stattfinden. Ortspolizist Marucha appellierte an die Jugendlichen, einen Drogenverkauf direkt bei der Polizei zu melden. „Je früher uns was zugetragen wird, desto schneller können wir handeln“, sagt Marucha.
Insgesamt erzeugte der Jugendkongress das Gefühl, dass die Probleme der Jungen und Mädchen durchaus wahrgenommen werden, doch kein einziges direkt gelöst werden könnte.