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Die Stille der Trauer brechen

Wenn nach einer Beerdigung das Schweigen herrscht, wird Trauer nicht verarbeitet, warnt die Trauerbegleiterin Edda Nolte. Unterstützung und Anteilnahme, auch über die Beerdigung hinaus, sind entscheidend, um Betroffenen Trost zu spenden und psychische Belastungen zu vermeiden.

Trauerbegleiterin Edda Nolte weiß wie wichtig es ist, Trauernde über eine Beerdigung hinaus wirklich im Blick zu behalten.

Trauerbegleiterin Edda Nolte weiß wie wichtig es ist, Trauernde über eine Beerdigung hinaus wirklich im Blick zu behalten.

Bild: Adobestock

In vielen Familien fällt es schwer, offen über Trauer zu sprechen. Selbst nach dem Verlust eines nahestehenden Menschen vermeiden es viele, ihre Gefühle nach außen zu zeigen. Doch das Schweigen über diesen Schmerz kann den Trauerprozess erheblich behindern. „Der Tod bleibt in unserer Gesellschaft ein Tabuthema. Das Leben soll stets leicht und unbeschwert erscheinen. Wir alle wollen alt werden, aber nicht das Alter erleben. Doch diese Haltung ist kaum hilfreich, denn wir wissen, dass sowohl wir selbst als auch unsere Angehörigen eines Tages sterben werden“, so Trauerbegleiterin Edda Nolte aus Selsingen.

Belastung für Körper und Seele

Trauer ist eine natürliche Fähigkeit, die uns hilft, mit Verlusten und Abschieden umzugehen. Sie ist eine gesunde Reaktion auf erlittene Verluste und braucht ihren eigenen Ausdruck. Wenn die Trauer unterdrückt wird, kann sie sowohl die Seele als auch den Körper belasten, da sie sich immer einen Weg nach außen sucht. Unausgesprochene Trauer kann körperliche Beschwerden hervorrufen: „Es schlägt mir auf den Magen“ oder „Es geht mir an die Nieren“ - solche Redewendungen zeigen, wie sehr Trauer uns beeinflussen kann. Psychisch kann sich nicht gelebte Trauer bis zur Depression entwickeln“, erklärt die Trauerbegleiterin.

Stigmatisierung

Das Tabu, das Trauer in unserer Gesellschaft umgibt, führt oft dazu, dass Betroffene sich in ihrem Schmerz alleingelassen fühlen. Dabei sind Mitgefühl und Unterstützung, sei es durch ein offenes Gespräch oder stille Begleitung, von großer Bedeutung.

Die Folgen dieser gesellschaftlichen Stigmatisierung sind erheblich: Unterdrückte Trauer kann zu ernsthaften psychischen Problemen führen. Doch es gibt erste Ansätze, die Stigmatisierung zu durchbrechen. Trauerzentren und Selbsthilfegruppen bieten Betroffenen heute geschützte Räume, in denen sie ihre Gefühle teilen können. Auch Online-Foren gewinnen zunehmend an Bedeutung, da sie einen anonymen Austausch ermöglichen.

Kultur der Anteilnahme

Trotz dieser Fortschritte ist es noch ein langer Weg, bis Trauer vollständig aus der Tabuzone tritt. „Die Anteilnahme ist oft bis zur Beerdigung groß, doch danach, wenn der eigentliche Trauerprozess beginnt, lässt das Mitgefühl oft nach. Besonders das erste Jahr ohne den verstorbenen Menschen ist schwer, da alle Ereignisse zum ersten Mal ohne ihn erlebt werden müssen. Besonders schmerzhaft sind Geburtstage, der erste Todestag oder das erste Weihnachtsfest, da der Verlust dann besonders spürbar wird. Ein großer Schritt wäre es, wenn wir in unserer Gesellschaft auch nach der Beerdigung weiterhin an die Trauernden denken würden – etwa indem Freunde, Nachbarn oder Kollegen an besonderen Tagen eine Nachricht oder eine kleine Geste der Anteilnahme senden. Ein Besuch oder gemeinsames Erinnern und Erzählen über den Verstorbenen, gemeinsam zu weinen oder zu lachen, könnte den Hinterbliebenen Trost spenden. Viele glauben, es sei besser, den Verstorbenen nicht mehr zu erwähnen, aber genau das würde den Trauernden oft helfen auch Jahre später.“

Zusammenfassend sagt Nolte: „Was ich mir für unsere Gesellschaft wünsche, ist, dass wir Trauernde wirklich sehen und im Blick behalten - sie besuchen, mit ihnen sprechen, gemeinsam an die Verstorbenen erinnern, und das nicht nur unmittelbar nach dem Verlust.“

Edda Nolte ist Trauerbegleiterin. Am Montag, 25. November, in der Alten Schmiede in Malstedt, berichtet sie unter der Überschrift „…und plötzlich ist alles anders!“ vom heilsamen Umgang mit Abschied und Trauer. Der Vortragsabend findet von 19.30 bis 21 Uhr statt. Eine Anmeldung ist unbedingt erforderlich – entweder per Telefon 04284/9307109 oder per E-Mail (abs@selsingen.de).


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