

Welche konkreten Maßnahmen zur Integration von Migrantinnen und Migranten setzt die Stadt derzeit um?
Wir betrachten Integrationsarbeit nicht isoliert, sondern als gesamtgesellschaftliche Aufgabe und richten unsere Angebote an alle Menschen in besonderen Lebenslagen. Die Integrations-, Geflüchteten- und Quartiersarbeit sind bei uns eng miteinander verknüpft. Ein zentrales Angebot ist das Stadtteilhaus „Haus der Kulturen“ im Komponistenviertel. Dort beraten zwei sozialpädagogische Flüchtlingsbetreuerinnen nicht nur Geflüchtete, sondern auch andere Quartiersbewohnerinnen und -bewohner. Gleichzeitig organisieren sie Veranstaltungen und schaffen Treffpunkte für ganz unterschiedliche Menschen.
Wichtig ist: Wir arbeiten nie allein, sondern immer im Netzwerk – mit Landkreis, Diakonie, Kitas, Schulen, Vereinen oder der Volkshochschule. Netzwerkarbeit ist für uns zentral.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen in der Integrationsarbeit, insbesondere in unserer Stadt?
Eine zentrale Herausforderung ist der Ausbau von Sprachlernangeboten. Nur so können zugewanderte Menschen sich schnell integrieren und Arbeit aufnehmen – das gilt für Erwachsene ebenso wie für Kinder in Kitas und Schulen.
Zweitens wollen wir Teilhabe ermöglichen: durch Treffpunkte, durch bessere Mobilität und durch Rahmenbedingungen, die Engagement ermöglichen.
Und drittens: bezahlbarer Wohnraum. Zugewanderte brauchen zentrale Unterkünfte – aber das ist ein Problem für viele Menschen in der Stadt, nicht nur für Migranten.
Hätten Sie Ideen, wie man die Herausforderungen bewältigen könnte?
Im Bereich Teilhabe tun wir aktuell einiges. Seit 2024 nimmt die Stadt am Bundesprogramm „Engagierte Stadt“ teil. Ziel ist, die Bedingungen für Engagement zu verbessern – auch von und für Menschen mit Migrationshintergrund.
Ein Beispiel ist die Fahrradwerkstatt im Stadtteilhaus: Viele Zugewanderte haben kein Fahrrad, brauchen aber eines, um mobil zu sein. Ehrenamtliche nehmen Spenden entgegen, reparieren Räder und geben sie weiter. Inzwischen arbeiten dort Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zusammen – ein gutes Beispiel für gelebte Integration.
Wie hat sich die Integrationsarbeit in den letzten Jahren verändert? Gibt es neue Schwerpunkte?
Die Integrationsarbeit ist vielfältiger geworden. Es kommen mehr Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen – aus Afrika, Osteuropa, aus arabischen und asiatischen Ländern. Das bringt neue Herausforderungen mit sich.
Welche Rolle spielen Ehrenamtliche und zivilgesellschaftliche Initiativen bei der Unterstützung von Migrantinnen und Migranten?
Eine ganz zentrale Rolle. Ohne Ehrenamtliche wäre vieles nicht möglich. Sie ebnen Zugewanderten den Weg in unsere Gesellschaft, geben Sicherheit und sind verlässliche Ansprechpersonen. Zivilgesellschaftliche Initiativen greifen dort ein, wo Hilfe direkt nötig ist – etwa bei der Tafel, im Rot-Kreuz-Kaufhaus oder durch Familienbegleitung.
Gibt es spezielle Programme für bestimmte Gruppen, etwa Geflüchtete, Jugendliche oder ältere Migrantinnen und Migranten?
Spezielle Programme nur für bestimmte Migrantengruppen haben wir kaum. Aber es gibt viele städtische Angebote für unterschiedliche Zielgruppen, die auch von Migrantinnen und Migranten genutzt werden – etwa das Jugendhaus oder die Seniorenbegegnungsstätte.
Wie geht die Stadt mit Sprachbarrieren und bürokratischen Hürden um, die eine Integration erschweren können?
Sprachbarrieren sind eine große Hürde. Teilweise arbeiten wir mit Sprachmittlern, oft hilft aber auch der Google-Übersetzer – damit lässt sich schon viel klären.
Was bürokratische Hürden angeht: Unsere sozialpädagogischen Flüchtlingsbetreuerinnen und die Sozialpädagogen im Jugendhaus übernehmen hier eine Lotsenfunktion. Sie wissen, wie Verfahren ablaufen, helfen bei Anträgen und vermitteln weiter.
Welche Projekte oder Maßnahmen sind für die Zukunft geplant, um die Integrationsarbeit weiter zu verbessern?
Wir werden das Team der sozialpädagogischen Flüchtlings- und Quartiersbetreuung erweitern, da die Zahl der Menschen, die zu uns kommen, steigt. Noch in diesem Jahr schaffen wir eine dritte Stelle. Außerdem bekommt das Thema Integration im Rathaus einen höheren Stellenwert und wird direkt beim Ersten Stadtrat angesiedelt.
Wie wird der Erfolg von Integrationsmaßnahmen gemessen? Gibt es konkrete Indikatoren oder Erfahrungswerte?
Wir stehen im ständigen Austausch mit unseren Netzwerkpartnern – etwa Kitas, Schulen, der Arbeitsagentur oder der VHS. So erfahren wir, wie gut die Integrations- und Bildungsarbeit läuft und wo nachgesteuert werden muss. Diese Rückmeldungen sind für uns ein wichtiger Indikator.
Welche Unterstützung benötigt die Stadt von Land oder Bund, um die Integrationsarbeit effektiver zu gestalten?
Wir brauchen ausreichend Mittel für Deutsch- und Integrationskurse. Die Kürzungen beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge treffen uns hart. Auch die Sprachförderung in Kitas und Schulen muss verlässlich finanziert werden.
Es braucht keine zeitlich befristeten Projektmittel, sondern dauerhafte Unterstützung. Als Kommune mit strukturellem Haushaltsdefizit – wir sind eine Bedarfszuweisungskommune – können wir auslaufende Projekte nicht einfach auffangen.
Wie können Bürgerinnen und Bürger dazu beitragen, Integration im Alltag zu fördern?
Jeder kann durch Offenheit gegenüber Menschen aus anderen Kulturkreisen helfen. Wer Zeit und Lust hat, sich ehrenamtlich zu engagieren, kann das in vielen Bereichen tun – etwa in Kitas, Schulen oder Sportvereinen.
Wer sich weiter informieren möchte, kann am 29. März zum „Tag der engagierten Stadt“ kommen. Dort stellen sich über 35 Initiativen vor, viele davon mit Integrationsangeboten – darunter das Haus der Kulturen und die Diakonie.