Energiewende und Landwirtschaft
„Am meisten fordern wird uns in diesem Jahr die neue Gemeinsame Agrarpolitik (GAP)“, so der Vorsitzende Alexander von Hammerstein. Die Agrarberaterinnen der Landvolk-Geschäftsstellen hätten schon an zahlreichen Fortbildungen teilgenommen, um sich in dieses schwierige Thema einzuarbeiten und den Mitgliedern die bestmögliche Beratung zu geben.
Geschäftsführerin Dr. Diane Wischner-Pingel mahnte zur Vorsicht in Bezug auf Freiflächen-Photovoltaik oder Windkraftanlagen zur Vorsicht. „Wir merken gerade, dass sich bei einigen Mitgliedern die Projektierer die Klinke in die Hand geben. Ich warne eindringlich davor, diese Verträge – die oftmals über ein Vierteljahrhundert gelten – einfach zu unterschreiben. Informiert euch bei eurem Steuerberater, lasst den Vertrag von einem Anwalt prüfen und sprecht mit euren Nachbarn. Vielleicht kann man sich zusammenschließen und als Gemeinschaft stärker auftreten“, riet die Geschäftsführerin den Mitgliedern.
„Unser Landkreis ist von Landwirtschaft geprägt, die einen wichtigen Beitrag zur Lebensmittelproduktion und Lebensmittelsicherheit darstellt“, betonte der Erste Kreisrat Thorsten Lühring in seinem Grußwort. Die Erneuerbaren Energien seien längst zum weiteren Wirtschaftszweig geworden. Dennoch seien die vorgegebenen fast 5 Prozent für Windenergie äußerst ambitioniert, da dafür große Flächen in Anspruch genommen werden müssten. „Wir stecken nicht den Kopf in den Sand, sondern erarbeiten zurzeit ein Raumordnungsprogramm. Gleichzeitig lassen wir die Zahlen überprüfen, da uns 4,89 Prozent doch sehr hoch erscheint.“
Vortrag
Passend zum Thema referierte an diesem Vormittag Harald Wedemeyer unter dem Titel „Energiewende und Landwirtschaft – geht das?“ Auch er warnte davor, einfach Verträge zu unterschreiben. „Die Preise, die dort genannt werden, lassen so manchen in Euphorie verfallen. Doch letztlich machen die nicht glücklich.“
Schon jetzt komme es dazu, dass durch Sonne und Wind so viel Strom erzeugt werde, dass dieser zu negativen Strompreisen führe. Als Folge würden ganze Anlagen vom Netz genommen. Bislang würden die Betreiber für die Zeitspanne von vier Stunden eine Entschädigungszahlung erhalten. „Doch stellen Sie sich vor, wir haben hier die riesengroßen Freiflächenphotovoltaik plus die ausgebaute Windenergie. Wenn die Anlagen vom Netz genommen werden müssen, wer soll da noch eine Entschädigung finanzieren können?“, fragte Wedemeyer.
Speicher müssten her. Die seien aber mit rund 500.000 Euro – zumal der Preis bei erhöhter Nachfrage noch steigen dürfte – sehr teuer. „Im Idealfall schließen Sie einen Vertrag mit einem regionalen Energieversorger ab. Die Leitungen können direkt verlegt werden und der Betreiber hat kein Interesse daran, dass Ihre Anlage vom Netz genommen wird.“
Zudem gab Wedemeyer den Anwesenden den Ratschlag, in den Verträgen festzuhalten, dass es Entschädigungszahlungen gibt, sollte die Fläche aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr landwirtschaftlich nutzbar sein. „Und wo Leitungen für Windenergie gelegt werden müssen – ist es da nicht ratsam, auch Leitungen für die Freiflächenphotovoltaik zu verlegen? Wir müssen in Deutschland anfangen, mehr Synergieeffekte zu nutzen.“
„Die Energiewende ist ohne die Landwirtschaft nicht möglich“, zog schließlich Marlene Geestmann, Vorsitzende des Zevener Kreislandfrauenverbandes, ihr Fazit. „Und ohne Landwirtschaft hat unser Land keine Zukunft“.