Ex-Bürgermeister am Steuer
Bis zum 31. Oktober lenkte Detlev Fischer als Bürgermeister offiziell die Geschicke der Stadt Bremervörde. Seither ist er zwar nicht mehr Steuermann der Stadt, dafür sitzt er jedoch oft am Steuer des Bürgerbusses, um die Bürger:innen durch sein ehemaliges „Hoheitsgebiet“ zu kutschieren - und das schon seit der Gründung des Vereins 2019.
Nach seiner Wahl ins Bürgermeisteramt 2014 fühlte sich Fischer in Zusammenarbeit mit seinem Team im Rathaus ebenfalls eher als Lotse in der Stadt, und nicht unbedingt als deren Kapitän.
Der Wechsel liegt im Wesen der Demokratie
Gestartet in eben jenem Rathaus-Team der Verwaltung, hatte Fischer sich bis zum 31. Oktober 2021 zuletzt sieben Jahre als Bürgermeister, davor 12 Jahre als Erster Stadtrat, in den Dienst seiner Heimatstadt gestellt, für die er insgesamt über 32 Jahre gearbeitet hat. Seinen Dienst im Rathaus angetreten hatte Fischer am 1. September 1989. Nach insgesamt etwas mehr als 44 Jahren im Berufsleben, davon 41 Jahre im öffentlichen Dienst, sei es im vergangenen Jahr einfach der richtige Zeitpunkt gewesen, um aufzuhören. „Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören“, sagt Fischer.
Daher habe er sich bereits im Spätherbst 2019 entschlossen, sich nicht erneut zur Wahl zu stellen und diese Entscheidung seinerzeit auch öffentlich gemacht. Der Wechsel liege im Wesen der Demokratie. Wahlämter würden aus gutem Grund auf Zeit vergeben und man sollte als Amtsinhaber auch erkennen, wann es an der Zeit sei, zu gehen. Nach insgesamt knapp 20 Jahren in den beiden Spitzenämtern der Stadtverwaltung sei dieser Zeitpunkt, jetzt mit 61 Jahren in den Ruhestand zu gehen, gekommen.
Die Gründe dafür seien durchaus unterschiedlicher Natur gewesen. Es bleibe nicht aus, dass sich über einen so langen Zeitraum gewisse Routinen sowohl in den internen Abläufen als auch in der Zusammenarbeit mit dem Rat entwickeln. Hier könne etwas frischer Wind nicht schaden, meint Fischer. Sicherlich habe aber auch die Gesundheit eine Rolle gespielt. Jetzt blicke er zufrieden auf seine Zeit in der Verwaltung seiner Geburts- und Heimatstadt zurück und hoffe, die gewonnene Freiheit mit seiner Ehefrau Beate gemeinsam genießen zu können.
Entspannte Gespräche während der Fahrt
Während der ehemalige Bürgermeister erzählt, sitzt er am Steuer vom Bremervörder Bürgerbus. Seine Tour begann morgens um 7.30 Uhr. „Im Verlaufe der Fahrten kommen manchmal auch Gespräche zustande, in denen man sich z.B. über kaputte Straßen unterhält“, berichtet Fischer. Dennoch sei sein Fahrerjob eine entspannte Angelegenheit. Früher hätten einige Leute die Tour ab und an „unter vier Augen“ auch mal als „Bürgermeister-Sprechstunde“ genutzt. Das sei alles in entspannter und freundlicher Atmosphäre verlaufen.
Der Bürgerbus verbindet Menschen
Der Bürgerbus startete im August 2019 gleich mit stetig steigenden Fahrgast-Zahlen. Dann kam der erste Lockdown. Die Pandemie hat dem Fahrbetrieb große Schwierigkeiten bereitet. Gerade gestartet, musste der Betrieb im März 2020 gleich wieder für über drei Monate eingestellt werden. 2021 konnte der Bürgerbus seine Fahrten erst ab Mitte März wieder aufnehmen. Dennoch war man sich im Bürgerbusverein einig, dass der Bürgerbus auch unter den schwierigen Rahmenbedingungen weiterfahren müsse. Denn er würde schließlich nicht nur die Dörfer mit der Stadt, sondern auch die Menschen untereinander verbinden. Seither läuft der Bus an fünf Tagen pro Woche.
Fahrer:innen gesucht
Gegenwärtig könne der Verein auf circa 20 Fahrer zurückgreifen, freut sich Fischer. Doch nicht alle stehen durchgehend zur Verfügung. Daher möchte der Ex-Bürgermeister Interessierte bitten, es ihm gleich zu tun, und sich ehrenamtlich für den Bürgerbus zu engagieren. Befördert werden dabei Personen, die genesen oder geimpft sind, bzw. einen gültigen Testnachweis mit sich führen. Ausnahmeregelungen könnten u.U. für Schüler:innen gelten, die in der Schule regelmäßig getestet werden. Es besteht die Pflicht, eine FFP2-Maske zu tragen.
Pro Schicht würden jeweils fünf bis zehn Fahrgäste befördert. „Eine Schicht beinhaltet sechs Strecken. So fahren wir vom Bahnhof aus je zweimal Plönjeshausen, Mehedorf und Ostendorf an. Junge Leute setzen sich gern gleich nach hinten, während ältere Fahrgäste meistens vorn Platz nehmen. Das liegt auch daran, dass zwischen der ersten Sitzreihe und dem Busfahrer z.B. ein Rollator abgestellt werden kann“, erklärt der bekennende HSV-Fan Fischer, der derzeit drei bis vier Schichten pro Monat übernimmt. Dann ist es auch schon 13 Uhr – Schichtende.