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Kriegs-Auswirkungen auf Fleischerzeuger

Niedersachsen (eb). Die Folgen des Ukraine-Krieges sind mittlerweile voll am heimischen Getreide-, Futtermittel- und Energiemarkt angekommen.

Für die gebeutelten Ferkelerzeuger und Schweinemäster würden nach langer Durststrecke zwar wieder die Erlöse steigen, allerdings nicht ausreichend, so Dr. Albert Hortmann-Scholten, Unternehmensbereichsleiter Betrieb bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Um kostendeckend arbeiten zu können, müsste von den Abnehmern für ein Kilo Schlachtgewicht bei Schweinen mehr als 2,40 Euro gezahlt werden, rechnet Hortmann-Scholten vor. „Wir hecheln einem kostendeckenden Preis immer hinterher“, fasst der Agrarökonom zusammen. Aktuell liege der Preis bei 1,75 Euro je Kilo Schlachtgewicht. Auch die Ferkelpreisnotierung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen sei mit aktuell 42 Euro nicht kostendeckend.
Jörn Ehlers, Landvolk-Vizepräsident und Vorsitzender des Veredelungsausschusses, ist überzeugt: „Viele der Berufskollegen werden ihre Ställe jetzt im Frühjahr leer stehen lassen.“ Dabei befinde sich die Zahl der bundesweit gehaltenen Sauen und auch der Pro-Kopf-Verbrauch an Schweinefleisch ohnehin längst auf einem historischen Tiefststand. Sowohl Ackerbau- als auch Veredelungsbetriebe litten seit Monaten unter dem explosionsartigen Preisanstieg insbesondere bei Mineraldünger und Treibstoffen. Hinzu komme, dass durch den Ausbruch des Krieges in einem der größten Exportländer für Weizen, Gerste, Mais, Sonnenblumen, Sojabohnen und Raps bestimmte Futtermittel aus der Kriegsregion hier praktisch nicht mehr zu bekommen seien. Besonders dramatisch sei dies für alle ökologisch wirtschaftenden Betriebe, die bisher aus der Ukraine in großen Mengen Bio-Futtermittel eingekauft hätten.
Das könne beispielsweise bedeuten, dass als „Bio“ deklarierte Ware konventionell vermarktet werden müsse. Das wäre für Ehlers und für Hortmann-Scholten nicht hinnehmbar, da die Ursache dafür als „höhere Gewalt“ bei der Beschaffung von Bio-Futtermitteln eingestuft werden müsste.
Am Beispiel Körnermais rechnet Hortmann-Scholten vor, welche Dimensionen die aktuellen Umbrüche haben. Die Ukraine sei der wichtigste Maislieferant der EU. Von elf Millionen importierten Tonnen Viehfutter kamen bisher sechs Millionen aus der Ukraine, der Rest kam vor allem aus Brasilien, Kanada und Serbien. Wegen der nun zu erwartenden fehlenden Maislieferungen würden mehr teure Importe aus Übersee erforderlich sein.
Ein wenig Hoffnung setzt der Experte auf verstärkten heimischen Maisanbau, wie schon im zurückliegenden Wirtschaftsjahr messbar. Doch die Kosten liefen auch wegen der unmittelbaren Korrelation zu den Energiepreisen aus dem Ruder. Man stünde vor einem gewaltigen Inflationsschub.“


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