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Antisemitismus bleibt aktuell

Worpswede gedachte den Opfern der Reichspogromnacht.

Ian Bild sprach zum Abschluss das Kaddisch – eines der wichtigsten Gebete im Judentum. Foto: akl

Ian Bild sprach zum Abschluss das Kaddisch – eines der wichtigsten Gebete im Judentum. Foto: akl

Worpswede. Dem Aufruf der Initiative „Nie Wieder“, auf dem Rosa-Abraham-Platz den Opfern der Reichspogromnacht zu gedenken, folgten über 100 Menschen.

In mahnender Erinnerung an die Novemberpogrome des NS-Regimes gegen die deutschen Juden und Jüdinnen im Jahr 1938 ist der 9. November in Deutschland mittlerweile ein fester Gedenktag für alle Opfer des Nationalsozialismus. Auch in Worpswede haben sich an diesem Abend über 100 Einwohner der Gemeinde auf dem Rosa-Abraham-Platz eingefunden. Leider waren nur wenige junge Menschen unter den Teilnehmern. Eine große Herausforderung für die Initiative „NIE WIEDER – Erinnern für die Zukunft – Gemeinsam gegen Rechts!“ Nach einer kurzen Begrüßung durch Barbara Gottwald sprach als erster Redner der Pastor Worpsweder Kirchengemeinde, Jörn Contag.

 

Das Ehepaar Goldberg aus Burgdamm

 

Pastor Contag schilderte die Lebens- und Leidensgeschichte des Ehepaars Goldberg aus Burgdamm. Das jüdische Ärzte-Ehepaar Adolph und Martha Goldberg wurde am 10. November 1938 gegen 5 Uhr morgens durch Mitglieder der SA in ihrem Haus brutal ermordet. Nach dem Krieg wurden zwei der Mörder lediglich zu fünf beziehungsweise nur vier Jahren Gefängnis verurteilt, da das Gericht keinen „Vorsatz“ erkennen konnte. Heute gibt es im Bremer Ortsteil Burglesum einen „Goldberg-Platz“ und vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie erinnern zwei Stolpersteine.

Harro Jenss, der zweite Redner des Abends, gab vor seinem eigentlichen Beitrag ein kurzes Statement ab. Bezugnehmend auf die aktuelle Situation in Israel sagte er: „Mir geht es so, dass ich zunehmend hilflos und ratlos bin. Wenn ich jetzt den Antisemitismus, der weltweit sichtbar wird, wahrnehme, dann wird mir Angst und Bange.“ Anschließend fasste er noch einmal die Ereignisse nach dem 9. November zusammen, als für alle öffentlich sichtbar die systematische Verfolgung und Vertreibung der Jüdinnen und Juden begann.

Katharina Hanstein-Moldenhauer ging in ihrem Vortrag auch auf die aktuelle Lage ein. „Erschüttert lesen und sehen wir die Nachrichten über den Terror und die Massaker der Hamas in Israel am 7. Oktober. Seit der Shoa wurden an einem Tag noch nie so viele Jüdinnen und Juden ermordet.“ Hanstein-Moldenhauer konnte auch berichten, dass rund 60 in der Gemeinde ausgehängte Flyer mit der Ankündigung zur Veranstaltung nach kurzer Zeit von Unbekannten wieder entfernt worden waren.

Den Abschluss des Abends gestaltete Ian Bild. In seiner sehr persönlich gehaltenen Rede sprach er über seine in Israel lebende Familie. Sein Vater ist dort in diesem Jahr in hohem Alter gestorben. „Mein Vater wäre über den mörderischen Angriff der Hamas am 7. Oktober dieses Jahres entsetzt gewesen, aber auch über die schockierenden Zustände in Gaza.“ Zuletzt sprach Bild in Gedenken an Rosa Abraham das Kaddisch, eines der wichtigsten Gebete im Judentum.


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