Patrick Viol

Bildungsstätte Bredbeck übertrifft Ziel - Politische Bildungsarbeit bildet Schwerpunkt

Kisten Dallmann und Jens Engel vor dem Übernachtungshaus 2, das im letzten Jahr umgebaut wurde.  Foto: lse

Kisten Dallmann und Jens Engel vor dem Übernachtungshaus 2, das im letzten Jahr umgebaut wurde. Foto: lse

Osterholz-Scharmbeck (lse). Auf ein erfolgreiches, aber auch sehr arbeitsintensives Jahr blickt das Team der Bildungsstätte Bredbeck zurück. Mit 14.557 Teilnahmetagen wurde das selbst gesteckte Ziel für 2018 deutlich übertroffen. Weitere Baumaßnahmen sind aber erforderlich, um auch künftig erfolgreich arbeiten zu können.
„Der große Umbau unseres Übernachtungshauses 2 stand für uns letztes Jahr im Mittelpunkt“, sagte Betriebsleiterin Kirsten Dallmann am Mittwoch. Anlässlich der Ausschusssitzung für die Bildungsstätte Bredbeck stellte sie den Jahresabschluss vor. Mit einem Überschuss in Höhe von fast 41.000 Euro fiel der Blick zurück wirtschaftlich positiv aus. Vor allem dank der guten Annahme der circa 130 angebotenen Veranstaltungen konnte dieser Erfolg erreicht werden. Mit 14.557 Teilnahmetagen überbot man die selbst gesteckte Marke von 12.000 deutlich. „Und das, obwohl unser Übernachtungshaus 2 nicht zur Verfügung stand“, so Dallmann.
Den größten Schwerpunkt bildet derzeit die politische Jugendarbeit. Darüber hinaus sind im Programm Angebote zu den Sparten internationale, politische, berufliche und kulturelle Bildung sowie Gesundheitsförderung/Persönlichkeitsbildung zu finden. Im Rahmen der politischen Jugendbildung wurden im vergangenen Jahr die Projekte „Perspektive Zukunft“ und „Demokratie Leben!“ initiiert, durch die zahlreiche Kooperationen mit Schulen und anderen Institutionen im Landkreis Osterholz entstanden.
Migranten erforschen ihre Familiengeschichte
Zentrale Themen sind dabei die Aspekte „Lebenswegplanung“ sowie „Flucht“. In diesen Zusammenhang passt auch ein für 2020 geplantes Rechercheprojekt, das sich an erwachsene Kinder von Migrantinnen und Migranten richtet. Vorbehaltlich einer Finanzierungsmöglichkeit - die Projektmittelakquise läuft derzeit - sollen die Teilnehmenden die Migrationsgeschichte ihrer eigenen Familie recherchieren. „Viele in Deutschland lebende erwachsene Kinder von Einwanderinnen und Einwanderern kennen ihre Familiengeschichte nur unzureichend“, erläuterte die pädagogische Mitarbeiterin der Bildungsstätte, Mari Nagaoka, den Ausschussmitgliedern. Dabei seien die Verortung, Sichtbarmachung und Anerkennung der eigenen Geschichten ein wichtiger Aspekt von Teilhabe in unserer Gesellschaft.
Unter dem Projekttitel „Untold Stories“ sollen die 15 bis 18 Teilnehmenden unter anderem den Fragen nachgehen, wie ihre Vorfahren seinerzeit nach Deutschland gekommen sind, was die Gründe für deren Auswanderung waren, auf welchem Weg sie nach Deutschland kamen, wie sie aufgenommen wurden und wie sich ihr Leben in der neuen Heimat entwickelte. Ziel ist es, zum einen die individuellen biografischen Erinnerungen aufzuarbeiten. Zum anderen sollen die verschiedenen Geschichten sichtbar gemacht werden. Dies könnte, erklärte Mari Nagaoka, beispielsweise in Form einer multimedialen Ausstellung geschehen.
Um derartige Veranstaltungen aber auch künftig in der Bildungsstätte Bredbeck anbieten zu können, sind Investitionen erforderlich. Die Sanierung des Unterkunfthauses 2 konnte vergangenes Jahr weitgehend abgeschlossen werden. Für 2019 stehen nach Angaben von Jens Engel, dem stellvertretenden Leiter der Einrichtung, nur noch Restarbeiten an. Die Sanierung wird sich am Ende voraussichtlich im Rahmen der im Wirtschaftsplan veranschlagten Kosten in Höhe von 380.000 Euro bewegen.
Weitere Investitionen erforderlich
Weniger erfreulich ist hingegen, was Kirsten Dallmann und Jens Engel hinsichtlich der Weiterentwicklung des Jugendgästeareals zu berichten hatten. So verzögert sich der Bau des Seminarraums „Global Cube“, weil die Bewilligung durch ein EU-Programm später als gedacht erfolgte. Hinzu kamen weitere Auflagen der Baubehörde unter anderem zum Naturschutz und steigende Baukosten am Markt. Insgesamt muss für dieses Projekt derzeit mit Mehrkosten von rund 80.000 Euro gerechnet werden.
Weitere Investitionen sind erforderlich, um die Bettenkapazität des bestehenden Jugendgästehauses von derzeit 22 auf künftig 34 Betten zu erhöhen. „Im Hinblick auf das inhaltliche Profil unserer Bildungsstätte ist das bestehende Jugendgästehaus in Kapazität und Ausstattung nicht mehr ausreichend“, stellte Kirsten Dallmann fest. Geplant ist deshalb die Errichtung eines Anbaus mit fünf weiteren Schlafzimmern, der mit einer Renovierung und brandschutztechnischen Maßnahmen des Bestandes verbunden ist. Die Kosten für die Maßnahme liegen nach einer aktuellen Schätzung bei circa 900.000 Euro. Gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung des Landkreises wird derzeit nach Fördertöpfen gesucht, um die Umsetzung der Baumaßnahme zu ermöglichen.
Probleme bereitet den Verantwortlichen auch der Fachkräftemangel. „Noch ist es uns gelungen, Stellen adäquat zu besetzen“, sagte die Betriebsleiterin den Ausschussmitgliedern. Zum Teil sei dies aber nur kurzzeitig möglich gewesen. Sie rechnet damit, dass der Fachkräftemangel auch in nächster Zeit ein Problem darstellen wird. Deshalb setzt man in der Bildungsstätte darauf, eigene Nachwuchskräfte zu fördern. Erfreulich war in diesem Zusammenhang die Nachricht, dass Bredbeck 2018 zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder einen Auszubildenden im Bereich der Küche einstellen konnte und eine einjährige Traineestelle in der Pädagogik anteilig gefördert bekommt.


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