Gesundheitsreport 2018 - Barmer ermittelt Krankenstand und häufigste Diagnosen
Osterholz-Scharmbeck (jgir/eb). Nach den Auswertungen des Barmer Gesundheitsreports 2018 meldeten sich im Jahr 2017 in Niedersachsen Erwerbstätige durchschnittlich 17,7 Tage arbeitsunfähig (AU). Der Krankenstand lag bei 4,9 Prozent, das heißt, pro Tag waren von 1.000 Beschäftigten im Land 49 krankgeschrieben. Für den Landkreis Osterholz lässt sich sagen, dass 2017 jeder Erwerbstätige statistisch betrachtet insgesamt 18,6 Tage krankgeschrieben war, was einem Krankenstand von 5,7 Prozent entspricht.
„Das heißt, die Berufstätigen bei uns hatten etwas mehr Fehlzeiten als im Durchschnitt des gesamten Bundeslandes“, so Regionalgeschäftsführerin Ilka Seebeck. Vor allem psychische Erkrankungen sorgten im Kreis für längere Abwesenheiten vom Arbeitsplatz. Die Spannbreite der ermittelten Fehlzeiten im Land reicht von 13,9 Tagen im Kreis Vechta bis 21,6 AU-Tagen in Wilhelmshaven.
Vier Hauptdiagnosen
Beim Blick auf die vier ärztlichen Hauptdiagnosen für Arbeitsunfähigkeiten entsteht folgendes Bild: - Psychische und Verhaltensstörungen gab es in Osterholz 48,9 (!) Prozent mehr als im Bund, was insgesamt 5,0 AU-Tagen je erwerbstätigem Versicherten entsprach. - Krankheiten des Atmungssystems wurden in Osterholz 12,7 Prozent seltener diagnostiziert, insgesamt 2,1 AU-Tage. - Bei Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems lag Osterholz 21,3 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt, insgesamt kamen 3,0 AU-Tage zusammen. - Bei Verletzungen, Vergiftungen und bestimmten anderen Folgen äußerer Umstände in Osterholz um acht Prozent höher als im Bund, insgesamt 2,3 AU-Tage.
Interpretation vielschichtig
Bei Statistiken zu Arbeitsunfähigkeiten sei die Interpretation der Ergebnisse keinesfalls einfach. Bei der Interpretation seien nämlich viele Einflüsse zu bedenken. Das Alter spiele eine große Rolle. Wichtig erscheint der Hinweis, dass gesundheitliche Einschränkungen erst ab einer bestimmten Schwelle zu einer Arbeitsunfähigkeit mit Fernbleiben vom Arbeitsplatz führen. „Ein Arbeitnehmer kann beispielsweise durchaus schon lange unter leichteren Kopfschmerzen gelitten haben, ehe er sich wegen zunehmender Beschwerden krankschreiben lässt“, betont Ilka Seebeck. Aber auch das Klima am Arbeitsplatz dürfte unterschiedliche Auswirkungen haben. Höhere Krankenstände können Folge eines schlechten Betriebsklimas oder allgemein hoher Belastungen am Arbeitsplatz sein. Zählt man Angst um den Erhalt des Arbeitsplatzes als einen Aspekt des Betriebsklimas, kann ein negatives Betriebsklima jedoch auch zur Vermeidung von berechtigten Fehlzeiten führen.
Häufig Depressionen bei Jugendlichen
Auffällig sei die Zahl an Depressionen bei jungen Erwachsenen im Landkreis, berichtet Ilka Seebeck. Betroffene fallen über mehrere Wochen oder Monate in ein emotionales Tief, aus dem sie keinen Ausweg sehen. Jeder Mensch ist ab und an unglücklich und lustlos. Und jeder Mensch war wohl auch schon einmal niedergeschlagen oder sogar verzweifelt. Solche Phasen gehören zum Leben, und normalerweise gehen sie nach einer Weile vorüber. Bei Menschen mit einer Depression ist das anders. Traurige Gefühle und negative Gedanken dauern bei ihnen länger an und überschatten all ihr Handeln und Denken. Depressionen können auch ohne auslösendes Ereignis oder erkennbaren Grund auftreten, es trifft verstärkt auch junge Menschen. „Im Kreis Osterholz-Scharmbeck waren im Jahr 2016 laut Barmer Arztreport 2018 rund 6,8 Prozent der jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren mit Depressionen in ärztlicher Behandlung, knapp 700 junge Menschen. Bei jungen Leuten steigen Zeit- und Leistungsdruck kontinuierlich, hinzu kommen finanzielle Sorgen und Zukunftsängste“, so die Regionalgeschäftsführerin. Zum Vergleich: In Niedersachsen waren im Jahr 2016 rund 7,8 Prozent der jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren mit Depressionen in ärztlicher Behandlung, rund 57.000 junge Menschen. Der höchste Wert in Niedersachsen mit 12,0 Prozent lässt sich aus dem Kreis Salzgitter berichten, der geringste Wert lag mit 4,8 Prozent im Kreis Cloppenburg. Wie eine Depression behandelt wird Vielen Menschen mit Depressionen fällt es schwer, die Diagnose zu akzeptieren. Ein Grund dafür kann sein, dass sie sich schämen, psychisch erkrankt zu sein und dies vor Angehörigen, Freunden und Arbeitskollegen verbergen möchten. Einige lehnten aus diesen Gründen auch eine Behandlung ab. In vielen Fällen kann eine Behandlung jedoch die depressiven Episoden verkürzen und die Beschwerden lindern. Bei Depressionen stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die wichtigsten sind eine Psychotherapie wie etwa die kognitive Verhaltenstherapie und/oder Behandlung mit Medikamenten. Welche Therapieform die richtige ist, wo sie am besten stattfindet und wie lange die Behandlung dauert, hängt unter anderem von der Schwere der Erkrankung ab, der Lebenssituation des Betroffenen und davon, wie sich die Beschwerden entwickeln. Mit der Therapeutin oder dem Therapeuten können die Vor- und Nachteile der möglichen Behandlungen, aber auch die Erwartungen und Befürchtungen gegenüber der Therapie besprochen werden. Durch ein umfangreiches Präventionsangebot unterstützt die Barmer ihre Versicherten, für die eigene Gesundheit aktiv zu werden. Sie fördert Gesundheitskurse zu den Themen Stressbewältigung/Entspannung, Bewegung, Ernährung und Suchtmittelkonsum. Volkshochschulen, Bildungsstätten oder Vereine bieten vielfach Gesundheitskurse an. Barmer-Mitgliedern steht das Online-Training „PRO MIND“ kostenfrei zur Verfügung: www.barmer.de/g100069. Der Gesundheitsreport 2018 steht zum Download unter www.barmer.de/p009589 bereit.

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