Neue Schulform geht an den Start
Osterholz-Scharmbeck (limo). Das Lernhaus im Campus ist als Oberschule eine der wichtigsten Bildungsinstanzen des Landkreises. Nach knapp einem Jahrzehnt setzt man nun auf ein neues Konzept, von dem sich Eva Viehoff, Abgeordnete des Niedersächsischen Landtages, persönlich überzeugen möchte.
„Ziel der Neuorganisation war vor allem die Zusammensetzung der Schülerschaft zu verändern“, berichtet Bürgermeister Torsten Rohde, der bereits während der Planung im Austausch mit der Abgeordneten Viehoff stand. Die Umgestaltung befinde sich momentan in einem Prozess, dessen Beginn bereits vielversprechend aussehe, stellt er fest. In sein neues Gebäude im Herzen von Osterholz zieht das Lernhaus bereits 2014 – damals noch mit einem 50%-igen Anteil unterstützungsbedürftiger Kinder. In den vergangenen Jahren habe man sich jedoch zunehmend eine gelichmäßige Verteilung auf die Schulen des Landkreises gewünscht, sodass 2024 auch der Campus ein IGS-Konzept etabliert.
Schule muss zu den Schülern passen
„Durch die Umstrukturierung haben wir mehr Möglichkeiten zur Leistungsdifferenzierung der Schüler:innen in einzelnen Fächern und die Quote der Lernenden mit Unterstützungsbedarf liegt im neuen Jahrgang nur noch bei 15%“, erläutert Schulleiter Marc Seis. Am Ende gehe es darum, dass nicht die Kinder in die Schule, sondern die Schule zu ihrer heterogenen Schülerschaft passen muss, findet Viehoff. Eine Herausforderung, der man sich am Campus mit multifunktionalen Lernlandschaften und dem engen Kontakt zu städtischen Bildungsinstitutionen stellt. „Alleinstellungsmerkmal der Schule ist ihre starke Öffnung nach außen und die Zusammenarbeit mit der VHS, aus der sich immer wieder neue Synergien ergeben“, so Campusmanagerin Dr. Ulrike Baumheier.
Traumhafter Standort
Bürgermeister Rohde empfindet den zentralen Standort der neuen IGS – zwischen Bibliothek, Schwimmbad und Bildungshaus – sogar als „Traum aller Schulen“. Bei einem Rundgang durch die höheren Jahrgänge präsentiert Leiter Seis zunächst das bisherige Konzept, bei dem jeder Schüler:in ein eigener Arbeitsplatz in der zentralen Lernlandschaft gehört. „Durch separate Gruppenräumen geben wir den Lernenden außerdem die Möglichkeit, mit anderen Schüler:innen in den aktiven Austausch zu treten oder gemeinsam zu diskutieren“, ergänzt er. Begleitet würden sie dabei von offiziell ausgebildeten Fachkräften, die als ‚Lerncoaches‘ und feste Bezugspersonen ihre Schülerschaft individuell unterstützen.
Lernlandschaften dienen jetzt der Gruppenarbeit
In den fünften Jahrgängen setzt man seit Anfang August nun auf das neue IGS-Konzept, welches Altbewährtes aus der ehemaligen Oberschule übernimmt und mit neuen, pädagogischen Ansätzen kombiniert. „Ihre persönlichen Arbeitsplätze haben die Kinder jetzt in den separaten Klassenräumen, während Partner:innenarbeiten in der Lernlandschaft stattfinden“, berichtet Lehrerin Maren Dippe. Hierbei gebe es keine zugewiesenen Plätze, sodass jederzeit flexibler Raum zum freien Austausch besteht. „Die Entzerrung gelingt schon in den ersten Tagen wirklich gut“, findet Dippe und verweist dabei auch auf die Lese- und Spielecken, die noch mehr Raum zum individuellen Arbeiten bieten. Eine Herausforderung sei hingegen das noch breitere Niveau, was sich durch die gegenseitige Unterstützung der Schüler:innen jedoch wunderbar auffangen lasse.
„Individualisiertes Lernen und die aktive Beziehungsarbeit mit den Schüler:innen bleibt nach wie vor unser Schwerpunkt“, betont Lehrerin Dippe und wird dabei von Politikerin Viehoff unterstützt, die eine gesunde Balance zwischen Lernen und Auszeit für besonders wichtig hält. „Die Kinder und Jugendlichen sollten lernen, dass Schule und Spaß sich keinesfalls ausschließen“, betont die Abgeordnete. Viehoff ermutigt die Lehrkräfte der IGS am Campus deshalb weiter kreative Wege zu beschreiten. „Das Ausprobieren neuer Konzepte bedeutet schließlich nicht gleich die Abschaffung von Gymnasien, wie es manche Parteien behaupten“, so die Grünen-Politikerin.