Pflegebedürftige an der Belastungsgrenze
Ab 1. September soll in den niedersächsischen Pflegeeinrichtungen ausschließlich nach Tarif bezahlt werden. Was für die Beschäftigten mehr Wertschätzung und eine Aufwertung ihres Berufs bedeute, treibe die Pflegebedürftigen an den Rand ihrer Belastungsgrenze, warnt der Sozialverband VdK Niedersachsen-Bremen.
Gerade erst seien die Eigenanteile in den stationären Einrichtungen wieder um mehr als 100 Euro angestiegen. Ein Heimplatz koste mittlerweile rund 1.913 Euro im Monat. „Bei durchschnittlichen Altersrenten von knapp 1.200 Euro bei Männern und nur rund 700 Euro bei Frauen bleibt allerdings nichts übrig – im Gegenteil: Von Jahr zu Jahr sind mehr Menschen auf die staatliche Unterstützung Hilfe zur Pflege angewiesen. Auch die jährlich gestaffelten Zuschüsse bringen keine Entlastung, sondern werden von den explodierenden Preisen regelrecht aufgefressen“, erklärt VdK-Landesvorsitzender Friedrich Stubbe. Und nun seien sogar noch weitere Kosten durch die höheren Gehälter nach Tariflohn zu erwarten.
„Die Taschen der Pflegebedürftigen sind leer. Sie können schlicht keine weiteren Preissteigerungen verkraften“, so Stubbe. Es sei richtig, den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Das dürfe aber nicht auf den finanziell ohnehin schon schwachen Schultern der Pflegebedürftigen abgeladen werden, sondern müsse von der Politik aufgefangen werden mit einer Pflegereform, die ihren Namen tatsächlich verdient.
Für eine wirkliche Entlastung der Betroffenen fordert der VdK Niedersachsen-Bremen deshalb zunächst den Wegfall der Investitionskosten. „Diese müssen endlich vom Land übernommen werden, wie im Sozialgesetz festgelegt – das wären alleine rund 500 Euro monatlich weniger“, rechnet Stubbe vor.
Weiter sei eine regelmäßige Dynamisierung der Pflegeversicherungsleistungen notwendig, um das Armutsrisiko von Pflegebedürftigen zu verringern. „Mittelfristig brauchen wir zudem eine Pflegevollversicherung, die analog zur Krankenversicherung sämtliche Kosten der Pflege abdeckt.“ Nur so lasse sich die Pflege im Alter menschenwürdig gestalten.