Spende für Kinderschutz - Beratungsstelle des SOS-Kinderdorf erhält 2.500 Euro
„Wir suchen immer nach Institutionen, die vielleicht noch nicht so bekannt sind“, sagen ASO-Pressesprecherin Annemarie Lampe und Geschäftsführer Christof von Schroetter. In den letzten Jahren wurden beispielsweise die Kontakt-, Informations- und Beratungsstelle für Selbsthilfe, die Wärmestube und der Herbergsverein bedacht.
In diesem Jahr geht die Weihnachtsspende an ein relativ neues Projekt des SOS-Kinderdorfs. Im Juli 2018 wurde die Gewaltschutzberatung für Kinder und Jugendliche im Bildungshaus im Campus eröffnet. Diplompädagogin Christine Exner steht dort als Ansprechpartnerin nicht nur für betroffene Kinder, Jugendliche und Angehörige, sondern auch für Erwachsene, die beruflich oder im Rahmen eines ehrenamtlichen Engagements mit Kinder zu tun haben, zur Verfügung. „Die Gewaltschutzberatung ist ein Projekt der niedersächsischen Landesregierung. Die Beratungsstelle wird je zur Hälfte vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung und vom SOS-Kinderdorf finanziert“, erklärt Exner, die neben ihrem Diplom auch Zusatzqualifikationen als Fachkraft für Kinderschutz und Traumatherapeutin erworben hat.
Kinderschutz sei ein relativ neues Thema in der Gesellschaft. „Wir sind da noch in den Anfängen“, sagt Exner und verweist auf das Recht auf gewaltfreie Erziehung für Kinder, das erst im Jahr 2000 in das Bürgerliche Gesetzbuch aufgenommen wurde. Das Gesetz wurde seinerzeit als Erfolg gefeiert, dennoch stagnieren die Fallzahlen bis heute auf einem erschreckend hohen Niveau: Täglich werden fast 50 Kinder misshandelt oder sexuell missbraucht (Stand 2017). Im Schnitt sitzen in jeder Schulklasse ein bis zwei Opfer sexueller Gewalt. Es kämen zwar immer mehr Fälle ans Licht, die Dunkelziffer sei aber immer noch hoch, vermutet Christine Exner.
„Das Thema körperliche Gewalt hat in seinen Abgründen kein Ende“, weiß Exner aus 20 Jahren Erfahrung in der Jugendhilfe. Misshandlungen finden jedoch auf unterschiedlichste Art und Weise statt - durch Vernachlässigung, schlechte Versorgung, Drohungen, Mobbing, Verweigerung von Zuneigung oder das Miterleben häuslicher Gewalt (jede vierte Frau in Deutschland hat in ihrem Leben mindestens einmal Partnerschaftsgewalt erlebt). Gewalt gegen Kinder - besonders sexueller Natur - findet auch oft im digitalen Raum statt.
„Kinder senden ziemlich deutliche Signale“, sagt Christine Exner. Erwachsene dafür zu sensibilisieren ist neben der Beratung von betroffenen Kindern und Jugendlichen eines ihrer Hauptanliegen. Denn um helfen zu können, müssen Lehrkräfte, Ehrenamtliche oder andere Erwachsene wissen, welche Verhaltensweisen möglicherweise auf Gewalterfahrungen hindeuten. Vernetzung und Prävention seien nach der Beratung die wichtigsten Säulen ihrer Arbeit, so Exner. „Wir sprechen von einer Verantwortungsgemeinschaft für den Kinderschutz.“
Die Gewaltschutzberatung für Kinder und Jugendliche ist im Bildungshaus im Campus (Lange Straße 28, 27711 Osterholz-Scharmbeck) zu finden. Die Beratung ist kostenlos und kann in der offenen Sprechstunde (dienstags 9 bis 12 Uhr und mittwochs 14 bis 17 Uhr), am Telefon (04791-9658819) oder per E-Mail (gewaltschutz.kd-worpswede@sos-kinderdorf.de) erfolgen.