Unsere Landwirte achten auf ihre Milchkühe
Der Anzeiger hat zum Weltveganertag einen Artikel veröffentlicht, den wir so als Landvolk Kreisverband Bremervörde-Zeven e.V. leider nicht stehen lassen können, da er inhaltlich zum Teil falsch ist.
Ein Blick in unsere Ställe zeigt, dass sich unsere Landwirte seit Jahren für mehr Tierwohl einsetzen, z.B. durch Frischluft, Ventilatoren und Liegeflächen in den Ställen.
Zur anstehenden Geburt gehen die Kühe in „Mutterschutz“. Sie werden dann acht Wochen lang nicht gemolken. Zudem werden sie in einem separaten Stall untergebracht, wo sie mehr Platz und Ruhe haben. Zur Geburt werden die Kühe in Strohbuchten umgelassen. Anschließend bekommt das Kalb dann mindestens drei Tage die Muttermilch.
Die Kälber werden in Kälberiglus aufgezogen. Die männlichen Kälber verlassen nach frühestens vier Wochen den Hof und werden dann an spezialisierte Mastbetriebe abgegeben. Hier unterscheidet man nach Kälbermast (Kalbsfleisch und Rosemast) oder die klassische Bullenmast (Rindfleisch). Das Schlachtalter bei der Kälbermast liegt bei acht Monaten und bei der Bullenmast bei 24 Monaten. Ältere Tiere werden generell schlechter bezahlt. Ein Großteil der weiblichen Kälber verbleibt auf dem Hof oder wird an andere Milchviehbetriebe weiterverkauft. Es werden definitiv keine Kälber getötet!
Wir möchten eindringlich darauf hinweisen, dass Milchkühe nicht ständig unter Krankheiten oder einer Euterentzündung leiden. Diese Behauptung ist falsch. Sollte die Kuh an einer Entzündung des Euters leiden, muss ihre Milch in den Abfluss gepumpt werden und darf nicht zum weiteren Verzehr verarbeitet werden. Daher achten die Landwirte sehr gut darauf, dass es ihren Milchkühen gut geht. Wie beim Menschen auch muss eine kranke Kuh behandelt werden. Wie in der Humanmedizin ist das beste Mittel gegen Entzündungen ein Antibiotikum. In dieser Behandlungszeit wird die Kuh zwar gemolken, die Milch fließt aber direkt in den Abfluss. Der Mensch wird also keine medikamentöse Milch zu sich nehmen. In Ihrem Text schreibt Luise Mersmann von Milchkühen auf Mastbetrieben. Ihr ist anscheinend nicht bekannt, dass zwischen Milchviehbetrieben und Mastbetrieben unterschieden wird. Auf Mastbetrieben werden Sie keine Milchkühe finden.
Die Behauptung, dass eine Milchkuh nach drei bis vier Schwangerschaften „psychisch und physisch so ausgelaugt ist“, dass sie mit vier bis fünf Jahren geschlachtet wird, ist definitiv falsch. Eine Milchkuh bekommt frühestens mit 24 Monaten ihr erstes Kalb, rein rechnerisch wäre sie dann bereits mindestens fünf bis sechs Jahre alt, bevor sie zum Schlachter kommt.
Nun steht es natürlich jedem selber frei, wie er sich ernähren möchte. Aber auch Ihre Redakteurin sollte man einen Blick außerhalb ihres Tellerrands wagen. Gerne laden wir alle Interessierten zu einem Hofbesuch ein, um sich ein eigenes Bild unserer Landwirtschaft zu machen.
Antwort der Redaktion
Die Volontärin Luisa Mersmann stützt sich hinsichtlich Eutererkrankungen und Schlachtalter auf Zahlen vom durch das BLE und BMEL geförderten Abschlussbericht der Prävalenzstudie zu Tiergesundheit, Hygiene und Biosicherheit in deutschen Milchkuhbetrieben von 2020, auf den Bericht der Bundestierärztekammer zu Leistungen der Milchkühe und deren Gesundheitsrisiken von 2022 und den Bundesverband Rind und Schwein. Letztere gibt das durchschnittliche Schlachtalter 2019 mit 4,6 Jahren an. Der Bericht der Tierärztekammer besagt, dass bei der Hälfte der in der Region verbreiteten Rasse Holstein Frisian aufgrund der Erhöhung der Laktationsleistung pro Laktation eine Inzidenz für Fruchtbarkeitsstörungen bei 51,3–58,1 % und für Mastitis bei 31,7–47,8 % liegt.
Die Verwechslung von Mast-und Milchviehbetrieb tut uns natürlich leid.
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