Bärbel Recke

Wie Frauen in Armut geraten

Frauen sind stärker von Altersarmut betroffen als Männer. In ihrem Beitrag erklärt Bärbel Recke, Frauensprecherin des SoVD Osterholz, warum.
 

Mein Name ist Bärbel Recke, 60 Jahre jung. 2009 bin ich dem Sozialverband Deutschland e. V. (SoVD) beigetreten und seit 2020 engagiere ich mich ehrenamtlich als Kreisfrauensprecherin im Landkreis Osterholz-Scharmbeck, um u. a. über frauenpolitische Themen zu informieren. Eines davon trägt den Namen „Armutsschatten“. Er steht für die individuelle Armutsgefährdung, die durch bestimmte Voraussetzungen entstehen kann. Die Armutsgrenze für Singles liegt bei 1.074 Euro. Bei Alleinerziehenden mit einem Kind unter 14 Jahren bei 1.396 Euro, mit zwei Kindern bei 1.718 Euro (Stand 2019).
Durch Untersuchungen ist aufgefallen, dass überdurchschnittlich Frauen von der Altersarmut betroffen sind. Die Voraussetzungen dafür ergeben sich aus unterschiedlichen Lebensbiografien. Zu den Betroffenen gehören gering qualifizierte sowie alleinerziehende Frauen. Zwei weitere Gruppen sind Menschen mit Behinderung, die arbeitslos sind und Menschen, die durch Krankheit in den Bezug der Erwerbsminderungsrente kommen. Die durchschnittliche Erwerbsminderungsrente liegt bei 740 Euro monatlich.
Die Alleinerziehenden möchte ich noch genauer beschreiben. Oft haben sie eine berufliche Qualifizierung und durch einige Jahre Festanstellung gutes Gehalt erreicht, sich aber dann auf Haushalt und Familie konzentriert. Zwischendurch wurde vielleicht durch einen Minijob oder eine Teilzeitbeschäftigung etwas dazu verdient. Dann gab es vielleicht wieder eine Unterbrechung durch die Pflege der Eltern. Ein Wiedereinstieg ins Berufsleben zögerte sich hinaus und wurde dann durchs Älterwerden schwierig.
So fließt zu wenig Geld in die Rentenkasse - die Sorgearbeit war unbezahlt.
Schließlich: Befristete Arbeitsverträge, häufig im Niedriglohnsektor, geringfügige Beschäftigung durch Minijobs, der bisherige Mindestlohn, fehlende Plätze für die Betreuung der Kinder, vor allem in Ferienzeiten, die ungleiche Verteilung der Sorgearbeit von Kindern und älteren Familienangehörigen - all dies sind Faktoren, die die Gefahr von Altersarmut steigen lassen. All dies sind Faktoren, die nach wie vor Frauen am stärksten betreffen.
Aber es gibt auch Wege aus der Armutsgefährdung. Dazu gehört ein Schulabschluss. Eine eigenständige, existenzsichernde, möglichst durchgängige und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit. Gleiche Aufstiegsmöglichkeiten für Frauen und Männer sowie eine partnerschaftliche Aufteilung von Familie und Beruf. Das sind die zentralen Voraussetzungen, um Altersarmut zu vermeiden.
Für die zu streiten lohnt es sich, auch mit anderen Frauen und Alleinerziehenden zusammenzutun. Aber auch Beratung hilft.
Die Sozialberater:innen im SoVD-Beratungszentrum in Osterholz-Scharmbeck können Ihnen bei der Klärung der Frage, ob sie von Altersarmut bedroht sind, helfen. Der Mitgliedsbeitrag wird Menschen die Leistungen vom Sozialamt nach dem SGB XII beziehen, entsprechend dem Einkommen abgezogen.
Kontakt SoVD: Schwaneweder Straße 5, Telefon 04791/50200, E-Mail: info.osterholz@sovd-nds.de
 


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