Zehn Jahre Straßenbahn
Lilienthal. Wo Bremen endet und Lilienthal beginnt, überquert die Straßenbahnlinie 4 eine Ländergrenze. Fast genau vor einem Jahrzehnt, am 1. August 2014, wurde die rund 5,5 Kilometer lange Verlängerung von der Wendeschleife im Stadtteil Borgfeld bis zum Falkenberger Kreuz offiziell eröffnet.
Rund drei Jahre nach dem ersten Spatenstich waren damit die Bundesländer Bremen und Niedersachsen durch eine Straßenbahnstrecke miteinander verbunden. Den zehnjährigen Geburtstag feiert die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) gemeinsam mit den Lilienthalerinnen und Lilienthalern auf dem Herbstfest des Wirtschaftsinteressenrings (WIR) am 15. September. An diesem Nachmittag werden anlässlich des Herbstfestes unter anderem historische Fahrzeuge der BSAG zwischen dem Bremer Hauptbahnhof und Lilienthal pendeln.
Busse fuhren seit den 20ern
Grundsätzlich neu ist die Verbindung zwischen Bremen und Lilienthal nicht: Seit den 1920er-Jahren fuhren hier Linienbusse, zwischenzeitlich als Linie 30 sogar vom Falkenberger Kreuz – der heutigen Haltestelle Falkenberg – bis zum Bremer Hauptbahnhof und in die Bremer Innenstadt. Das änderte sich mit dem Ausbau der Linie 4 auf Bremer Stadtgebiet. Deren erster Bauabschnitt endete zunächst 1998 in Horn-Lehe und vier Jahre später in Borgfeld. Zeitgleich damit wurde die Buslinie eingekürzt. Weitere vier Jahre später wurde dann der Vertrag für den Ausbau nach Lilienthal unterzeichnet – und im Mai 2011 starteten die dreijährigen Bauarbeiten.
Die Geschichte der Linie 4
Im Mai 1992 gab die Gemeinde Lilienthal mit dem sogenannten Doppelbeschluss den formellen Startschuss für den Bau einer Entlastungsstraße und der Verlängerung der Straßenbahn. Im April 1994 unterzeichneten Vertreter der BSAG und der Gemeinde Lilienthal passend in einem Straßenbahnwagen einen Vertrag über die Durchführung konkreter Planungen zur Weiterführung der neuen Linie 4 über Bremen-Borgfeld und die bremische Landesgrenze hinaus bis nach Lilienthal. Es sollten jedoch noch zwei Jahrzehnte vergehen, bis die erste Straßenbahn tatsächlich durch Lilienthal rollte.
Der Grund für die Verzögerung waren Meinungsänderungen in den politischen Gremien der Gemeinde Ende der 1990er-Jahre. Die Straßenbahnplanungen wurden zunächst gestrichen. Dabei haben die Erfahrungen mit der Verlängerung der Linie 4 im Jahr 1998 bis zur Horner Mühle und 2002 bis nach Borgfeld gezeigt, dass das zur damaligen Zeit oft beschworene Verkehrschaos auf der Lilienthaler Heerstraße in Bremen – im Volksmund „Langer Jammer“ genannt – ausgeblieben war. Im Gegenteil: Die Zufriedenheit im Stadtteil mit der Anbindung an die Innenstadt wuchs stetig.
63% wollten die Straßenbahn
Eine Bürgerbefragung in der Gemeinde Lilienthal vom 11. bis 25. Juni 2004 brachte dann ein deutliches Votum: Rund 63 Prozent der Menschen stimmten für den Ausbau der Linie 4 – bei einer Beteiligung von fast 56 Prozent der Bevölkerung. Die Planungen wurden danach wiederaufgenommen und fortgesetzt.
Am 6. Mai 2011 erfolgte am sogenannten Spitzen Kiel im Lilienthaler Ortszentrum der erste Spatenstich. Rund ein Jahr später, in der Nacht vom 14. auf den 15. Mai 2012, wurden in der Hauptstraße zwischen Trupe und der Tornéestraße die ersten Gleise verlegt. Um den Bauablauf im Lilienthaler Ortszentrum zu beschleunigen, wurde während der Sommerferien 2012 der Straßen- und Gleisbau als eine Art Powerbaustelle durchgeführt. Am 10. Dezember 2013 erreichte die Gemeinde mit der Wiedereröffnung des Lilienthaler Zentrums für den Verkehr in beide Richtungen einen Meilenstein zur Normalisierung des Alltags im Ortsmittelpunkt.
Mitte des Jahres 2014 folgten die ersten Probefahrten der Straßenbahn durch den Ort und am 1. August 2014 die feierliche Eröffnung an der Endhaltestelle am Falkenberger Kreuz.