Den Überlebenden zuhören
Nach einer kleinen Verspätung seinen Zuges und einem Missverständnis mit einem Busfahrer trifft der 82-Jährige Gabor Lengyel in der Mehrzweckhalle der IGS ein. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen und mit guter Laune stellte er sich den Schülern vor und erzählte ein wenig aus seinem Leben.
Lengyel ist 1941 in Budapest in einer modern-orthodox-jüdischen Familie geboren. Seine Mutter ist nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Ungarn in das KZ Ravensmühlen gekommen und auf dem Weg in das KZ Dachau in einem Viehwaggon ums Leben gekommen. Mit 15 Jahren flüchtete der junge Ungare nach Österreich und wanderte von dort aus nach Israel aus.
1961 ging er von Israel nach Deutschland und engagierte sich in der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft.
Nach dem Vortrag gibt es viele Fragen von den interessierten Schülerinnen. Ob Lengyel mit seinem Vater über die Zeit des Nationalsozialismus gesprochen hat, will ein Schüler wissen. Darauf antwortete er, dass er sich als Zwölfjähriger nicht für die Erlebnisse seines Vaters interessierte, aber sein Vater auch nicht über das Erlebte sprechen wollte oder konnte.
Ein anderer Schüler fragt, was Lengyel machen würde, wenn sich ein KZ-Mitarbeiter bei ihm entschuldigen würde und er antwortet, dass eine Entschuldigung nur als wahre Entschuldigung gilt, wenn Taten und eine Änderung des Verhaltens daraus resultieren.
Am Ende der Veranstaltung heißt es seitens der Lehrerschaft, dass die Erinnerung an die Verbrechen der Nazis auch im Landkreis Osterholz nicht aufhören dürfe. Nicht zuletzt deshalb, da man seit der Pandemie auch vor Ort wieder stärker mit nationalistischem und antisemitischem Gedankengut durch die coronarechten Aufmärsche in Ritterhude, Osterholz-Scharmbeck und Worpswede konfrontiert wurde. Hier müsse man mit Aufklärung und Wissen dagegenhalten. Essentiell hierfür seien solche Veranstaltungen wie mit Gabor Lengyel. - Die IGS nimmt sich die Erinnerung an die Shoa sehr zu Herzen. Hier ist sie mehr als ein Thema des Unterrichts und der Abiturprüfungen.