Sternsystem als Labor für Astrophysik
Die Astronomische Vereinigung Lilienhal lädt am Dienstag, 15. November um 19.30 Uhr zu einem kostenlosen Vortrag in ihr Vereinsheim (Wührden 17). Dr. Kai Wicker referiert zum Röntgendoppelsternsystem Cygnus X-1.
Dem Namen nach ist Cygnus X-1 die erste Röntgenquelle, die 1965 im Sternbild Schwan entdeckt wurde. Heute wissen Forscher:innen, dass Cygnus X-1 ein Röntgendoppelsternsystem mit hoher Masse ist (High-Mass X-ray Binary, HMXB). 1972 wurde erkannt, dass der Radioausbruch im Frühjahr an der Stelle von X-1 stattgefunden hat. An der vermuteten Stelle befindet sich auch ein sehr massereicher Stern, der seltsame Veränderungen in der Radialgeschwindigkeit aufweist.
Man erhält hier Einblick in den Experimentalbaukasten der Astrophysik. Mittels einfacher Überlegungen kann man anhand Cygnus X-1 eine Vielzahl astronomischer Effekte erklären und verstehen. Die Entdeckung und genaue Untersuchung des Cygnus X-1-Binärsystems hat zum ersten Mal einen konkreten Hinweis auf die Existenz eines Schwarzen Lochs geliefert, das von der allgemeinen Relativitätstheorie vorhergesagt wird. Später konnte hier der erste Nachweis eines Schwarzen Lochs überhaupt erfolgen. Bis heute ist es das massereichste Schwarze Loch, welches ohne Gravitationswellen nachgewiesen wurde. Es ist auch das der Sonne am nächsten liegende bekannte Objekt derart hoher Masse.
Obwohl das System eigentlich ein alter Bekannter ist, haben neuere Veröffentlichungen aus 2021 einen größeren Abstand des Cygnus X-1 Systems ergeben. Damit ergeben sich noch höhere Massen der beteiligten Komponenten und unerwartete Rotationsgeschwindigkeiten. Teilweise stehen diese Erkenntnisse noch nicht im Einklang mit aktuellen Modellen.